„Noch ein Geschenk für den Kindergeburtstag morgen kaufen, einen Termin für die nächste U-Untersuchung des Großen beim Kinderarzt vereinbaren, oh je, und die Kleine muss dringend gewickelt werden!
Jetzt aber los zur Verabredung auf dem Spielplatz, nur noch schnell ein paar Äpfel schneiden und die Matschehose einpacken. Argh! Wie sieht es denn hier aus? Die Kinder haben sich schon die Gummistiefel angezogen und verteilen fröhlich Erdklümpchen im Flur. Dazwischen liegen überall Spielzeugdinosaurier, Autos und die nackte Puppe in einem riesigen Berg Kleidung … Vielleicht sollte ich erst noch zehn Minuten aufräumen?!
Noch das Handy schnappen: drei unbeantwortete Anrufe einer Freundin. Vielleicht kann ich sie auf dem Weg zum Spielplatz zurückrufen. Und wenn wir zurückkommen, muss ich aber wirklich dringend die 60-Grad-Wäsche anschmeißen, den Papiermüll rausbringen und ….“
Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Fühlst du dich mit dem ganzen Wust an Aufgaben, Terminen und spontanen Herausforderungen manchmal überfordert? Du bist sowieso schon müde und ausgepowert und weißt einfach nicht, wo du anfangen sollst?
Wenn du keine Chance mehr siehst, planvoll vorzugehen, sondern nur noch am Feuer löschen bist fühlt sich das Leben an wie ein Kampf – der Survival-Modus ist angesagt. Du agierst nicht mehr, sondern reagierst nur noch – und das mehr schlecht als recht.
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Folgen für dich und deine Kinder
Leider bleibt es nicht dabei, dass du aufgrund der vielen Aufgaben den Überblick verlierst, dich verzettelst und Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterscheiden kannst – was dich am Vorankommen hindert.
Was schwerer wiegt: Im Survival-Modus vernachlässigst du die Selbstfürsorge und verdrängst deine wichtigsten Grundbedürfnisse: Es geht dir nicht gut. Du bist leicht gereizt und gehst mit deinen Kindern nicht so liebevoll um, wie du das eigentlich möchtest.
Die Kinder spüren, dass es dir schlecht geht und dass du die Situation nicht im „Griff“ hast und werden „schwierig“ – das ist ihr Weg dir zu zeigen, dass du etwas ändern sollst.
Ein Plan muss her
Ich weiß, du hast keine Zeit zum Planen. Aber wenn du dir diese Zeit nicht nimmst, dann wird es vermutlich weiter laufen wie bisher. Du musst jetzt versuchen, den Teufelskreis zu durchbrechen!
Lass’ die Kinder mal von jemand anderem betreuen oder nimm dir die Planung für den Abend vor. Wieder Herrin über deine Zeit zu werden hat jetzt oberste Priorität!
Jeder hat Zeit
Der Tag hat für jeden 24 Stunden. Und jeder kann selbst bestimmen, was er mit dieser Zeit anfängt. Und das solltest du ganz bewusst tun. Denn deine Zeitplanung ist ein Ausdruck von Selbstbestimmtheit – etwas, wonach sich besonders Mütter häufig sehnen.
9 Schritte, um das Zeitchaos zu lichten
Die folgenden Arbeitsschritte kannst du auf einem ganz normalen Blatt Papier durchführen. Wenn du es bequem magst, kannst du dir diesen Beitrag als PDF inklusive zugehöriger Arbeitsblätter zum Ausdrucken und Ausfüllen herunterladen.
1. Verschaffe dir einen Überblick
Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Schreibe eine Liste mit allen Tätigkeiten, die du heute, gestern, letzte Woche durchgeführt hast. Wenn es dir schwer fällt, notiere dir die Aktivitäten über ein paar Tage hinweg jeweils abends.
Gemeint sind nicht nur „große“ Aufgaben, wie Fenster putzen oder Wäsche waschen, sondern auch all die kleinen Dinge, die zusammen genommen große Zeitfresser sein können: WhatsApp-Nachrichten schreiben, Windeln wechseln, sich mit zankenden Kindern auseinandersetzen, Spielzeug aufräumen, den Müll rausbringen und ähnliches.
Schreibe alle Aufgaben in einer Spalte untereinander. In eine zweite Spalte kannst du eintragen, wann bzw. wie häufig du die Aktivität ausführst und wie viel Zeit sie in Anspruch nimmt.
Notiere dir auch alles, was dir „eigentlich“ wichtig wäre, wozu du aber aufgrund deines Zeitmangels in den letzten Tagen nicht gekommen bist.
2. Prioritäten setzen
Möchtest du deine Zeit bewusst gestalten, musst du dir darüber klarwerden, was dir wichtig ist. Nur so kannst du eine sinnvolle Aufgabenhierarchie erstellen.
Grundbedürfnisse haben Vorrang
An erster Stelle sollten die Grundbedürfnisse stehen, und zwar deine genauso wie diejenigen der anderen Familienmitglieder.
Mangelt es an Schlaf, Erholung, Bewegung und gesunder Ernährung, holt dich das in allen anderen Lebensbereichen wieder ein. Nur wenn die ganze Familie fit ist, hast du genügend Energie, um dich deinen Aufgaben kraftvoll zu widmen.
Was ist sonst noch wirklich wichtig?
Gar nicht so leicht zu entscheiden, oder?
Vielleicht musst du dir als Ausgangspunkt zunächst deiner persönlichen Werte bewusst werden. Welche der aufgeschriebenen Tätigkeiten entsprechend deinen Werten? Welche laufen ihnen zu wider?
Ein zweites lohnenswertes Gedankenexperiment ist, dir zu überlegen, welche Tätigkeiten dir eher Kraft geben und welche dir eher Kraft rauben – bewerte die ausgeführten Aufgaben danach, ob und in welchem Ausmaß sie „Energiespender“ oder „Energieräuber“ sind.
In einer dritten Spalte kannst du auf Basis dieser Überlegungen die Wichtigkeit der Tätigkeiten auf einer Skala von eins bis zehn festhalten.
Geht es um die Erfüllung von Grundbedürfnissen der Familienmitglieder, entspricht die Tätigkeit deinen Wertvorstellungen oder handelt es sich um einen „Energiespender“, dann solltest du dieser Tätigkeit eine hohe Punktzahl zuweisen.
Überlege dir mit Blick auf die Tätigkeit, die du am Ende nur mit einer geringen Punktzahl bewertet hast, ob du diesen vielleicht zukünftig weniger Raum in deinem Leben geben willst, indem du sie reduzierst, delegierst oder vielleicht sogar ganz eliminierst.
3. Helfernetzwerk
Insbesondere für Mütter ist ein unterstützendes Netzwerk wichtig. Es liegt auf der Hand, dass dies Personen aus deiner (Groß-)Familie oder deinem Freundeskreis sein können.
Denke aber auch daran, dass du dich mit anderen Müttern zusammentun kannst, um euch zum Beispiel bei der Kinderbetreuung abwechseln zu können.
Oder du erledigst die größeren Einkäufe deiner schon etwas älteren Nachbarin mit, dafür sind deine Kinder vielleicht bei ihr willkommen, wenn du mal kurzfristig zu einem Termin musst.
Vielleicht hilft dir eine Bekannte gerne bei der Steuererklärung, weil ihr das leicht fällt. Du kannst dafür als begeisterte Hobbynäherin wiederum ihr oder einer anderen Bekannten aushelfen, wenn die Kinderkleidung mal geflickt oder mit hübschen Details aufgewertet werden soll.
Was der einen Person Freude bereitet, kann der anderen ein Graus sein.
Wenn es uns gelingt, ein ähnliches Helfernetzwerk um uns herum zu etablieren, in dem jeder seine Talente einbringt und eine Hand die andere wäscht, kann jeder nur gewinnen.
Lässt es eure finanzielle Situation zu, können auch bezahlte Helfer zu deinem Netzwerk gehören.
Der Babysitter, der einspringt, wenn du mal eine Stunde für dich oder einen Abend mit deinem Partner brauchst, die Haushaltshilfe, die kocht, putzt, bügelt, ein Gärtner, der Rasen mäht und die Hecke schneidet, der Bauer, der dir deine wöchentliche Obst- und Gemüsekiste liefert. Versuche darauf zu achten, die bezahlten Helfer einzusetzen, um gezielt deine größten „Energiefresser“ zu vermeiden.
Alle Aufgaben, die zwingend notwendig erledigt werden müssen, dir aber keine Freude bereiten, kommen für eine solche Auslagerung in Frage. Notiere dir in der nächsten Zeile, welche Tätigkeiten du an wen delegieren könntest.
4. Aufgaben streichen
Gibt es unter deinen Energieräuber-Aufgaben auch solche, die du ganz streichen kannst? Dann solltest du das auch tun.
Es gibt jedes Mal Theater, wenn deine Tochter zum Flötenunterricht soll? Frag’ sie doch, ob sie lieber damit aufhören möchte. Möglicherweise fällt euch beiden ein Stein vom Herzen.
Generell kann es sich als hilfreich erweisen, alle eure regelmäßigen Termine zu durchforsten. Welche Termine nimmst du gerne wahr, welche nutzen euch wirklich? An diesen kannst du natürlich festhalten. Um den Freizeitstress gering zu halten, solltest du dich von Terminen befreien, mit denen sich deine Familie nicht wohl fühlt.
Gehörst du zu der Art Kollegin, Freundin oder Verwandten, die jeder gerne um einen Gefallen bittet? Kannst du schlecht „nein“ sagen? Wenn du das Gefühl hast, dass bestimmte Leute immer mehr von dir nehmen, als sie dir geben, ist es vielleicht an der Zeit eine Grenze zu setzen.
Warum solltest du das Leben anderer entlasten, wenn dir gerade kaum Zeit für dich selbst bleibt? Sage höflich, aber bestimmt „nein“, wenn es um Aufgaben geht, die dir keine Freude bereiten.
Streiche auf deiner Liste Tätigkeiten durch, die du in Zukunft nicht mehr ausführen möchtest.
5. Batching – ähnliche Aufgaben bündeln
„Batching“ ist eine populäre Technik aus dem Zeitmanagement. Es geht darum, dass gleichartige Aufgaben gebündelt und in einem Block abgearbeitet werden.
Dadurch verminderst du zum einen die Zeit für die Vor- und Nachbereitung dieser Aufgaben. Zum anderen legst du deinen Fokus ganz klar auf eine Art von Aufgabe ohne dich von etwas anderem ablenken zu lassen. So verlockend Multitasking klingt: Es ist aufwendiger für dich, weil du mit der Aufmerksamkeit ständig hin und her wechseln musst.
Einiges erledigst du vielleicht schon automatisch in Blöcken, auf andere Bereiche könntest du das Prinzip vielleicht noch übertragen, wenn es sich für dich stimmig anfühlt.
Hier einige Anregungen:
Sehr inspirierend finde ich auch die Idee, die Diana auf ihrem Blog zweitöchter.de beschreibt: „Der Tag der kleinen Dinge“, an dem all die kleinen nervigen Aufgaben erledigt werden, die du sonst vielleicht gerne vor dir herschiebst.
Das „Batching“ funktioniert am besten, wenn du es schaffst, daraus eine zeitlich fest verankerte Gewohnheit zu generieren. Zum Beispiel checkst du deine Nachrichten jeden Tag um eine bestimmte Uhrzeit oder du erledigst den Wocheneinkauf immer samstags am Vormittag.
Notiere dir in der nächsten Spalte, ob und zu welchem Zeitpunkt du bestimmte Tätigkeiten wiederkehrend in Blöcken abarbeiten möchtest.
6. Minimalismus
Überlege, bei welchen Aktivitäten auf deiner Liste du Zeit einsparen könntest, indem du vereinfachst oder verzichtest.
Bereite nur noch einfachere Gerichte zu, trage eher die Kleidung, die man nicht bügeln muss, verabschiede dich von deinem Fernseher, konzentriere deine Kommunikation auf wenige, aber gute Freunde, statt zu versuchen, es allen recht zu machen – sicher fällt dir zu dieser Kategorie auch etwas aus deinem Leben ein?
Du kannst auch darüber nachdenken, dich von Gegenständen zu trennen, die du gar nicht magst. Wenn du weniger – dafür die „richtigen“ – Dinge besitzt, musst du seltener aufräumen, weniger in Schuss halten und viel weniger suchen.
7. Mit oder ohne Kind?
Wahrscheinlich geht es auch dir so: Zeit ohne Kind ist rar. Oft nutzen wir die Zeit, in der unsere Kinder fremdbetreut sind nur, um zu arbeiten.
Ganz für dich hast du nur die Zeit, in der dein Kind schläft, du aber (noch) nicht.
Mit Kind gibt es Zeiten, die du konzentriert mit ihm verbringst. Du liest dann vielleicht etwas vor, ihr macht gemeinsam ein Puzzle oder geht zusammen nach draußen. Solche Phasen sind wichtig für euch und eure Beziehung und können euch allen Freude bereiten.
Und dann gibt es noch die Zeiten, in denen du dein Kind um dich herum hast, es sich aber weitgehend alleine beschäftigt. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass dein Kind gerade malt, mit Puppen spielt, Hausaufgaben macht oder mit einem Geschwister- oder Besuchskind eine Höhle baut.
Es gibt Tätigkeiten, für die du absolute Ruhe brauchst. Wenn Kinder um dich herumwuseln, kannst du vermutlich weder meditieren, noch ein Buch lesen, noch ein tiefgehendes Gespräch mit deinem Partner führen.
Überlege anhand deiner Liste, welche Tätigkeiten du in diese wertvolle Zeit ohne Kind packen möchtest und welche du auch in die Zeiten mit Kindern verschieben kannst.
Viele Haushaltstätigkeiten kannst du entweder mit dem Kind zusammen erledigen oder während es sich gerade selbst beschäftigt.
Nimm jetzt nochmal die Liste zur Hand und trage ein, welche Tätigkeiten du mit bzw. ohne Kind durchführen möchtest.
8. Grobe Planung
Jetzt ist es an der Zeit, deine Liste in eine grobe Zeitplanung zu überführen. Ich meine mit der Planung nicht, dass du dir tausend verschiedene Termine in deinen Kalender setzt, sondern dass du deine (All-)Tage strukturierst. Für mich funktioniert das gut in einer Art Stundenplan für die Woche. Auch hierfür findest du eine Vorlage im Arbeitsblatt-Download.
Fülle erst die kinderfreien Zeiten und achte in den anderen Phasen darauf, dass du dir nicht zu viel vornimmst. 50 Prozent der Zeit würde ich gar nicht verplanen, denn das Leben mit Kindern ist eben nur bedingt planbar. Und vom Terminstress möchtest du ja gerade wegkommen.
Halte dich an deine Priorisierung. Den Aufgaben mit hoher Punktzahl gibst du ganz klar Vorrang.
Beinhaltet deine Wochenplanung zu viele Punkte? Dann solltest du erneut ernsthaft darüber nachdenken: Was kannst du streichen, delegieren oder zumindest reduzieren?
9. Bewusst genießen
Verliere nicht aus den Augen, für welchen Zweck du die Planung gemacht hast. Es geht darum, das Leben zu vereinfachen, sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren und sich so gut wie möglich von allem zu trennen, was euer Familienleben belastet – um dich dann deinen Grundbedürfnissen besser widmen zu können!
Dein Ziel darf es also nicht sein, dich unter Druck zu setzten, um alles was du in deinen Plan eingetragen hast, auch umzusetzen. Du hast einen großen Schritt nach vorn getan, wenn du dir darüber klar geworden bist, was dir im Leben wichtig ist und was nicht.
Jetzt darfst du nicht vergessen, dein Leben auch zu genießen. Ja, das Leben mit Kindern ist und bleibt häufig chaotisch. Aber würdest du eine stets schön aufgeräumte Wohnung oder eine sauber abgearbeitete To-Do-Liste gegen deine Kinder eintauschen wollen?
Versuche daher, die schönen Seiten des Lebens mit Kindern im Hier und Jetzt zu genießen und einfach eine entspannte Zeit als Familie zu erleben. Den ersten Schritt dazu kannst du mit einer verbesserten Zeitplanung schaffen. Ab jetzt entscheidest du bewusst, womit du deine Zeit verbringst.
Den Beitrag als PDF und die zugehörigen Arbeitsblätter kannst du hier downloaden.
Hallo Lena,
vielen Dank für deinen Artikel. Ich konnte hieraus eine Menge für mich mitnehmen und werde zukünftig einige Dinge, die du angeprochen hast, wie das Streichen von Aufgaben oder auch das Helfernetzwerk, beherzigen und versuchen bewusster umzusetzen.
Liebe Grüße, Fernanda
Ganz lieben Dank für dieses Feedback! Das freut mich wirklich sehr. Ich drücke dir auch die Daumen, dass es gut klappt mit der Umsetzung!
Alles Liebe
Lena