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Es gibt Kinder, die stellen sich im alltäglichen familiären Miteinander bei so gut wie jeder an sie gestellten Anforderung quer. 

Sie tun einfach nicht, was die Eltern ihnen sagen, egal ob diese höflich bitten, Belohnungen in Aussicht stellen, schimpfen oder strafen. Stattdessen reagieren diese Kinder sehr emotional und die Situationen eskalieren häufig und schnell.

Warum reagiert das Kind so?

Oft denken Eltern, ihre Kinder seien einfach respektlos und wollten sich gegen ihre Eltern auflehnen und die Macht an sich reißen.

Sie machen sich sorgen, dass sie ihrem Kind haben zu viel durchgehen lassen, und es ihnen nun zum Dank auf der Nase herumtanzt. Sie sorgen sich, schlechte Eltern zu sein und nicht die Führung übernommen zu haben.

Oft genug bekommen sie genau das von ihrer Umwelt suggeriert.

Führen wir uns die wahren Beweggründe des Kindes vor Augen.

Oft sind diese Kinder in Wahrheit sehr sensibel und lassen sich leicht durch eine Vielzahl an Reizen stressen. Menschenmengen, laute Geräusche in der Klasse, unliebsame Gerüche, kratzende Stoffe, Bildschirme mit blinkenden Botschaften überall, eine Vielzahl an Terminen … 

Welche Art von Reizen überfordert, ist je nach Kind unterschiedlich. Gemeinsam ist diesen Kindern, dass sie sich von einem „normalen“ Alltag, wie ihn heute die meisten Kinder leben, gestresst fühlen.

Das führt dazu, dass sie dauerhaft eine höhere Grundanspannung haben als andere Kinder. Sie fühlen sich sehr schnell hilflos und überfordert. 

Dadurch haben sie ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit.

Ihre Strategie, mit dieser für sie so chaotischen Welt zurecht zu kommen ist, sich maximale Kontrolle zu verschaffen.

Sie fühlen sich sonst schutzlos, ohnmächtig und ausgeliefert.

Wenn die Kinder Anforderungen ausgesetzt sind, fühlen sie sich fremdbestimmt, hilflos und verängstigt. Als Schutzmechanismus fängt ihr starker Gegenwille an zu wirken. Der Kampf- oder Fluchtmodus wird ausgelöst. Das Kind wird jetzt entweder wegrennen, verbal oder physisch aggressiv werden, oder es erstarrt, d. h. es tut und sagt gar nichts mehr. 

Im Kampf- oder Fluchtmodus hat das Kind keinen Zugriff mehr auf das rationale Denken. Es laufen automatische Verhaltensmuster ab, die das Kind nicht willentlich steuern kann.

Bei manchen Kindern geht das Bedürfnis nach Kontrolle und damit Sicherheit so weit, dass sie am liebsten über andere bestimmen wollen: „Nein, ich wollte als erstes an der Tür sein – alle sollen nochmal zurückgehen!“ Das wirkt sehr egoistisch und tyrannisch, ist aber tatsächlich aus Verzweiflung geboren.

Wenn es diesen Kindern gut geht, wenn sie sich sicher fühlen, sind sie ganz anders: sehr kreativ, aufmerksam, emphatisch und hilfsbereit. Es kann sein, dass sie genau die gleichen Dinge sehr gerne machen, die sie sonst verweigern – so lange sie sich selbst dafür entscheiden, sie zu tun.

Aber mein Kind stellt sich nicht immer dagegen, nur leider sehr oft!

Es kann sein, dass du das hier liest und dir denkst „Das kann jedenfalls auf mein Kind nicht zutreffen. Denn mein Kind kann sehr wohl Anforderungen folgen, es muss nur wollen!“

Ok, lass uns da noch mal genauer hinsehen. Es kann gut sein, dass dein Kind sich nur manchmal quer stellt und dir das völlig willkürlich vorkommt. Als würde es dich ärgern wollen.

Ich glaube nicht, dass es sich um eine willentliche Entscheidung deines Kindes handelt, sich dir zu widersetzen.

Es gibt Faktoren, die diese Weigerungshaltung befeuern. aber dein Kind hat sich nicht vorgenommen, dir eins auszuwischen oder die Macht aus purem Egoismus an sich zu reißen.

Welche Faktoren befeuern die Weigerungshaltung?

1. Ein Zuviel an Stressoren

Für dein Kind stressige Reize sammeln sich im Laufe der Zeit an. Es kann sein, dass dein Kind sich am Morgen die Kleidung angezogen hat, zum Frühstück gekommen ist und sich die Haare gekämmt hat. Aber als du es schließlich aufgefordert hast, nun die Schuhe anzuziehen und mit dir das Haus zu verlassen, rastet es plötzlich aus.

Du kannst es dir vorstellen, als hätte das Kind ein Gefäß, in dem es Stressreize sammelt. Das können Anforderungen deinerseits sein, aber auch zu wenig Schlaf, kratzige Schilder an der Kleidung, Grenzübertritte durch Geschwister oder Ähnliches. Je nachdem, wie empfindlich dein Kind auf den jeweiligen Stressor reagiert, füllt sich sein Gefäß schneller oder langsamer.

Der Füllstand des Gefäßes kann sinken, wenn dein Kind etwas tut oder erlebt, was es entspannt.

Ist das Gefäß irgendwann voll, reicht eine winzige Kleinigkeit und dein Kind rastet aus. Das Gefäß ist übergelaufen.

2. In anderer Umgebung anders

Es kann auch sein, dass dein Kind sich nur bei dir, der Mama, so querstellt. In der Schule erfüllt es vielleicht alle Anforderungen gewissenhaft und auch die Großeltern loben das „brave“ Kind.

Vermutlich empfindet dein Kind die gleichen Reize als stressig wie bei dir auch. Jedoch fühlt es sich unter nicht so vertrauten Menschen sicherer, wenn es die brodelnden Gefühle wegdrückt und die Maske eine entspannten Kindes anlegt. Diese Strategie wählt es aus Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung, was sich für uns Menschen evolutionsbiologisch bedingt lebensbedrohlich anfühlt.

Das hat nur leider zur Folge, dass sich so viel Stress im Gefäß ansammelt, während das Kind draußen in der Welt unterwegs ist, dass es sofort aus ihm herausbricht, sobald es sich wieder zu Hause in vertrauter Umgebung aufhält, bei Menschen, die es bedingungslos lieben.

Da reicht ein „Schmeiß deine Jacke nicht einfach so auf den Boden“ oder ein „Stell deinen Teller bitte wenigstens in die Spüle“ und dein Kind rastet aus, als hättest du etwas Unmögliches von ihm verlangt.

Das führt leider dazu, dass Eltern oft glauben, etwas falsch zu machen, mit diesem Kind. Sonst würde es ja nicht nur bei Mama oder Papa so durchdrehen, oder? 

Wenn das bei dir so ist, dann kannst du dieses Verhalten im Gegenteil ab jetzt als Kompliment auffassen. Nur bei dir traut sich dein Kind sich authentisch zu zeigen. Bei dir findet es ein Ventil, wo es den ganzen angestauten Stress abbauen kann. Es betreibt in geschütztem Rahmen Psychohygiene. Und es ist gut, dass es die Gefühle nicht ganz in sich hineinfrisst.

3. Faktor Bindung

Auch du kennst sicher Momente, in denen sich dein Kind ganz anders zeigt. Es ist dann flexibel, kreativ, hilfsbereit und freundlich. Das sind Momente, in denen sich dein Kind entspannt und sicher fühlt.

Es gibt auch Umstände, unter denen dein Kind sich durch deine Anforderungen nicht gegängelt und eingeschränkt fühlt. Wenn ihr euch gerade sehr eng verbunden fühlt. Dein Kind hat dann das Gefühl, dass ihr beide an einem Strang zieht und du nur sein Bestes im Sinn hast. Alle Kinder kooperieren gerne, wenn das Bindungsband gerade sehr stark ist.

Kooperieren ist übrigens kein Synonym für gehorchen. Es bedeutet, dass zwei Menschen zusammen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Und nicht, dass ein Mensch bestimmt und der andere sich fügt.

Es macht daher einen riesigen Unterschied, ob du gerade deine Interessen durchsetzen möchtest, zum Beispiel schnell zur Arbeit aufbrechen willst, oder ob du mit deinem Kind fröhlich zu einer gemeinsamen Unternehmung losziehst, auf die ihr euch beide freut.

Die Aufforderung, sich jetzt die Schuhe anzuziehen und mit dir aus dem Haus zu kommen, fühlt sich für dein Kind im zweiten Fall gar nicht so fremdbestimmt und einengend an wie sonst.

Ein Teufelskreis aus elterlicher Strenge und kindlichem Gegenwillen

Leider verschärfen Eltern oft durch ihre Reaktion auf das Verhalten des Kindes die Situation. Sie versuchen mit allen nur erdenklichen Mitteln, das Kind doch noch dazu zu bringen, ihren Anweisungen zu folgen.

Sie ermahnen und schimpfen, sie bedrängen, beschämen, werden laut und wütend, locken mit Belohnungen, drohen mit Konsequenzen usw.

Damit machen sie es leider nur noch schlimmer. Ein Kind, dass um jeden Preis Kontrolle über sich selbst behalten möchte, fühlt sich durch solche “pädagogischen” Maßnahmen in die Ecke gedrängt. Sein Bedürfnis nach Widerstand und Freiheit wird nur stärker.

Die Eltern wiederum haben das Gefühl zu versagen, fühlen sich ohnmächtig und gestresst. Sie sind selbst alles andere als geduldig, flexibel und zugewandt, sondern erhöhen weiter den Druck auf ihre Kinder.

Es entsteht ein Machtkampf, den keiner gewinnen kann. Die Beziehung zwischen Kind und Eltern leidet. Beide Seiten fühlen sich abgelehnt, „falsch“ und einsam.

Was hilft betroffenen Familien?

Was können wir tun, damit der Alltag mit so einem sehr autonomiebedürftigen Kind reibungsloser abläuft?

1. Annehmen, statt bewerten

Dein Kind kann nichts dafür, dass es sich so verhält. Es kommt vermutlich in unserer modernen, zivilisierten Welt voller Reize nicht so gut zurecht wie andere und gelangt daher auch viel schneller an seine Grenzen.

Es hat ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle, Autonomie und Sicherheit. Wenn du im falschen Moment Anforderungen an dein Kind stellst, fühlt es sich angegriffen und überfordert. Sein Abwehrsystem springt automatisch an und möchte sich vor dem Zuviel schützen.

Bitte stell dich jetzt nicht auch noch gegen dein Kind, sondern bleib zuverlässig an seiner Seite. Es braucht dich jetzt. Andernfalls wird es sich „falsch“ und abgelehnt fühlen und ein schlechtes Selbstwertgefühl entwickeln. Es glaubt, so wie es fühlt und sich verhält, ist es falsch und ungeliebt.

Deine innere Haltung sollte eher sein: „Ich sehe, dir geht es gerade nicht gut. Du brauchst meine Hilfe, um Strategien zu finden, die dich vor Überforderung schützen. Ich weiß, dass du dich nur aus der Not heraus so verhältst. Wenn es dir gut geht, kannst du dich von einer ganz anderen Seite zeigen. Ich werde versuchen, dir zu helfen!“

2. Erwartungen runterschrauben

Wenn du dir bewusst gemacht hast, wie dein Kind tickt, wo seine Grenzen liegen und welche Bedürfnisse es leiten, dann bist du bereit für den nächsten Schritt.

Lass los! Nimm als Erste-Hilfe-Maßnahme Druck aus der Situation und schraube deine Erwartungen herunter. Du kannst Erwartungen haben, die dein Kind nicht erfüllen kann, dich über sein „nicht funktionieren“ ärgern und es dafür beschämen – oder du kannst deine Erwartungen anpassen.

3. Bedürfnisse erfüllen

Stattdessen kannst du deine Energie sinnvoller einsetzen. Du kannst deinem Kind den Weg ebnen, indem du für Bedingungen sorgst, unter denen es sich wohlfühlt, um sich in Folge von der besten Seite zeigen zu können.

Was braucht dein Kind, um sich wohlzufühlen? Mehr Zeit für sich, mehr Eigenverantwortung, Sicherheit in Form von Routinen und klaren Regeln?

Vielleicht helfen vertrauensvolle Gespräche, in denen du fragst, wie dein Kind wiederkehrend schwierige Alltagssituationen angehen möchte?

Ich bin immer wieder überrascht, was für geniale Lösungen dabei herauskommen. Du hättest gerne ein paar Beispiele?

Ein 9-jähriges Schulkind stellt sich den Wecker jetzt eine halbe Stunde früher, um vor allen anderen aufzustehen und sich frei vom Anforderungsdruck der Eltern eigenständig und in Ruhe fertig zu machen. 

Ein Kindergartenkind war viel eher bereit, um eine bestimmte Uhrzeit das Haus zu verlassen, wenn die Eltern ihm eine viertel Stunde vorher den Timer oder eine Sanduhr anmachten, um zu verdeutlichen, wie viel Spielzeit es noch zur Verfügung hat.

Ein Kleinkind kam gerne mit zum Wickeln, Essen oder Einkaufen, wenn es sich ein Kuscheltier aussuchen durfte, das es auf diesem Weg spielerisch begleitete.

Was kann es bei euch sein, was deinem Kind hilft, sich wohler und nicht so sehr gestresst zu fühlen? Was schenkt ihm die nötige Sicherheit?

4. In die Beziehung investieren

Wenn dein Kind sich von dir verstanden und mit dir zusammen wohlfühlt, habt ihr eine ganz andere Grundlage. Wenn es ihm gerade gut geht, wird es dir helfen wollen, egal um was du es bittest.

Gerade wenn ihr schon in diese Negativspirale aus Druck ausüben und sich verweigern geraten seid, ist es jetzt ganz wichtig, dass ihr an eurer Beziehung zueinander arbeitet.

Was Kinder brauchen, ist, bedingungslose Liebe. Egal, ob es nun gerade deinen Anweisungen gefolgt ist oder nicht, es ist auf dein Wohlwollen und deine Zuwendung angewiesen.

Nimm dir so viel Zeit, wie du kannst und unternehmt regelmäßig etwas zusammen, das euch beiden Spaß macht. Achte dabei darauf, dass du dich wirklich auf dein Kind und die gemeinsame Aktivität im Hier und Jetzt einlässt und es auch selbst genießen kannst.

Das entspannt euch beide und füllt die Bedürfnistanks nach Erholung, Verbindung und Sicherheit. Auf dieser Basis wird es euch beiden viel leichter fallen, miteinander zu kooperieren.

5. Kooperation des Kindes wertschätzen

Wir Eltern nehmen es häufig als selbstverständlich, dass unsere Kinder kooperieren. Klar, es war doch früher immer so: Eltern sagen, wo es lang geht und die Kinder folgen.

Vielleicht rastet dein Kind aus, wenn ihr morgens aus dem Haus müsst, wenn es Nachtmittags vom Kindergarten nach Hause kommt oder es seine Hausaufgaben machen soll und abends, wenn es sich fürs Bett fertig machen soll. Ok, das kann für uns Eltern anstrengend sein. Ich kann selbst ein Lied davon singen.

Aber was ist mit den vielen Malen, wenn die Kinder uns helfen (wollen), weil sie uns lieben und für die Gemeinschaft nützlich sein wollen? 

Siehst du es, wenn die vierjährige Tochter kurz das Baby bespaßt, damit du auf die Toilette gehen und ein paar Sachen für den anstehenden Spielplatzbesuch zusammenpacken kannst?

Kennst du den Ausdruck von Stolz und Freude, wenn das 7-jährige Kind als Überraschung einen Salat für die ganze Familie vorbereitet hat?

Was ist mit dem Eifer, mit dem das Kleinkind unbedingt beim Wäschefalten, saugen und Kartoffelschälen mithelfen möchte?

Oder wenn der 6-jährige Sohn noch schnell vor Ladenschluss zum Bäcker läuft und ein Brot kauft, während das Baby gestillt wird?

Meine Tochter räumt immer mal wieder ein Zimmer, das Bad, das Wohnzimmer oder den Schuhschrank in der Garderobe so richtig ordentlich auf – um uns mit etwas Schönem zu überraschen.

Natürlich dürfen wir auch all die Kleinigkeiten registrieren, wenn das Kind wirklich aufsteht, wenn wir es wecken, wenn es sich die Unterhose anzieht und auf unsere Aufforderung hin die Klospülung drückt, tatsächlich sein Spielzeug liegen lässt und kommt, wenn wir zum Essen rufen. Das alles ist Kooperation und darf von dir gewürdigt werden!

Kinder wollen uns gerne eine Freude machen. Solange sie das Gefühl haben, dass wir auf ihrer Seite sind und sie es freiwillig tun oder eben auch lassen können.

Ich lade dich ein, einen neuen Blick auf dein Kind zu gewinnen und dich über all die winzig kleinen Kooperationsbemühungen deines Kindes zu freuen. Es wird euch beiden so gut tun. 

6. Autonomie unterstützen

Deinem Kind ist Autonomie wichtig. Nur wenn es selbst die Fäden in der Hand hält und über sein eigenes Leben bestimmen kann, fühlt es sich sicher.

Es liegt auf der Hand, das Kind dabei zu unterstützen.

Überprüft immer wieder, für welche Lebensbereiche dein Kind ganz oder zum Teil die Verantwortung übernehmen kann. Überlegt gemeinsam, welche Art der Unterstützung es von dir braucht.

Vielleicht möchte dein Grundschulkind nicht direkt nach der Schule den Befehl entgegennehmen, dass es jetzt sofort Hausaufgaben machen soll. Wenn du ihm aber die komplette Verantwortung für die Hausaufgaben überträgst, vergisst es vielleicht, sie zu machen.

Stattdessen könntet ihr vereinbaren, dass du dein Kind zu einer bestimmten Uhrzeit daran erinnerst und nachfragst, ob es die Hausaufgaben schon gemacht hat. Oder ihr stellt gemeinsam einen Timer, den dein Kind mit zum Spielen nimmt, Wenn er klingelt, wird dein Kind sich an die Hausaufgaben setzen. Und probiert einfach ein bisschen aus, wie es am besten für alle funktioniert.

Eurer Kreativität sind im Grunde keine Grenzen gesetzt. Wie gelingt es euch, dass du weniger herumkommandierst und dein Kind in die Lage versetzt wird, Vieles selbst zu schaffen? Denn das ist ja ohnehin euer gemeinsames Ziel: Dass dein Kind zu einem selbstständigen, kompetenten Erwachsenen heranreifen und sein Leben eines Tages selbst bestreiten kann.

7. Sicherheit schenken

Bei dem großen Wunsch nach Autonomie geht es letztlich um das Bedürfnis nach Sicherheit geht.

Weil es das Leben sowieso schon als chaotisch und unberechenbar empfindet, möchte es möglichst viel selbst entscheiden. Das gibt ihm Sicherheit.

Es gibt auch andere Strategien, die deinem Kind zusätzlich Sicherheit schenken können. Versuche den Bedürfnistank nach Sicherheit anders zu füllen.

Hier eine kleine Liste, was Kindern Sicherheit schenkt:

  • Bedingungslose Liebe: D. h. du als Mutter bist für dein Kind da, wendest dich nicht ab, auch wenn es sich gerade danebenbenimmt oder einen emotionalen Zusammenbruch hat.
  • Ruheinseln: Wenn dein Kind unter einem Zuviel an Reizen leidet, solltest du darauf achten, dass es in eurem Alltag allgemein weniger werden. Miste Programmpunkte aus und plane stattdessen viel Entspannung für dein Kind ein.
  • Zuverlässig da sein, wenn es Probleme gibt: Du musst nicht alle Probleme lösen, aber dein Kind sollte wissen, dass es zu dir kommen kann und du ihm wertfrei zuhörst, das ist oft hilfreicher als 1000 Ratschläge. Und wenn es dich bitten sollte, zum Beispiel in einem Konflikt, mit Geschwistern, Mitschülern oder Lehrer zu vermitteln, bist du bereit. Aber es sollte keine Angst haben, dass du dich einfach ungefragt einmischst, was ein häufiger Grund ist, warum Kinder Probleme lieber für sich behalten.
  • Feststehende Rituale: Z .B. wenn du abends immer etwas vorliest, dann passiert das auch zuverlässig, egal,was sonst noch so passiert ist an dem Tag.
  • Feste Regeln, auf die sich das Kind verlassen kann: Z .B. wer darf wann mit welchem Spielzeug spielen?
  • Privatsphäre: Z. B. im eigenen Zimmer hat es freie Hand, darf andere herein bitten oder den Eintritt verweigern. Es darf über seine Kleidung frei entscheiden und über seinen Körper. Die Erwachsenen helfen, die Grenzen zu schützen.
  • Pläne erstellen bzw. besprechen: Z .B. am Wochenende gehen wir erst einkaufen, dann hast du Spielzeit, am Nachmittag bekommen wir Besuch, etc.
  • Alltagsroutinen: D. h. bestimmte Abläufe sind zuverlässig gleich. Manchmal hilft es, diese auch mit kleinen Bildchen zu visualisieren, die das Kind anschauen kann.

Ich hoffe, du hast nun einen anderen Blick darauf, was in deinem Kind vorgeht, warum es so ist, und wie du auf eine positive Weise Einfluss nehmen kannst!

Was nimmst du aus diesem Beitrag für dich mit? Erkennst du etwas aus eurem Alltag wieder? Was fällt dir noch dazu ein? Ich freue mich sehr, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt!

Autorin Lena Franck

Ich bin Mama-Coach und selbst Mama dreier Kinder, die 11, 9 und 4 Jahre alt sind. Ich unterstütze Mamas dabei, sich wieder zufriedener und ausgeglichener zu fühlen, um für ihre Kinder endlich die entspannte und fröhliche Mama sein zu können, die sie sich eigentlich für sie wünschen. Denn eine zufriedene Mama ist die beste Mama, die du sein kannst!

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  1. Schwierig dem "schwierigen" Kind (4 Jahre) viel Aufmerksamkeit zu geben, wenn da noch ein zweijähriger und ein Baby sind, die auch nicht hinten runter rutschen sollen…

  2. Hallo Lena!Herzlichen Dank für diesen lehrreichen Artikel, der mir jetzt glatt ein paar Tränchen beschert hat.Es sind viele Parallelen zu unserem Alltag mit unseren drei Kindern zu erkennen und daher bin ich dankbar für diese andere Sichtweise!
    Herzliche Grüße aus Kühlungsborn von Tina.

    1. Herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar, Tina! Ich wünsche euch für euren bunten Familienalltag alles Gute!

  3. Wundervoller Artikel. Genau zur richtigen Zeit bei uns. Ich erkenne und voll wieder in dem Beitrag. Einiges davon setzen wir um.

    Für mich ist nur die Kunst, in den Situationen, die eben nicht nur von uns abhängen, Ruhe und Sicherheit zu geben.

    Beispielsweise meine Tochter benötigt definitiv Ruheinseln, leider hat sie den gleichzeitigen Wunsch auch an verschiedenen Aktivitäten teilzunehmen, sodass es dann doch zu viel wird.

    Hier stehe ich jedes Mal im Dilemma. Ich sehe, dass es zu viel ist, kann ihr aber schlecht sagen, nein, wir gehen nicht zum Kindergeburtstag, zu dem du unbedingt willst, weil ich denke, dass dich das zu sehr stresst. 🙆

    Trotzdem danke für den Artikel, er gibt gute Gedankenimpulse.

    1. Liebe Manja,
      ja, das verstehe ich gut. Die Kinder sollten ja auch Erfahrungen machen dürfen, selbst wenn sie da mal an oder über ihre Grenzen kommen. Dennoch ist es je nach Alter des Kindes noch unsere Verantwortung, einen guten Umgang damit zu finden. Wir können ja Ruheinseln rund um den Kindergeburtstag einplanen und einfach auch uns selbst gut auf einen emotionalen Ausbruch des Kindes nach dem Geburtstag vorbereiten, sodass wir dann ruhig an dessen Seite stehen können.
      Liebe Grüße
      Lena

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