Welche innere Blockade hält dich davon ab, deine Akkus aufzufüllen?
Du möchtest geduldiger mit deinen Kindern sein und die kleinen Momente wirklich genießen – nicht nur durch den Tag hetzen. Du willst nicht ständig müde, gereizt oder überfordert sein. Stattdessen sehnst du dich nach mehr Leichtigkeit, mehr Nähe und Zeit, die sich wirklich lebendig anfühlt.
Vielleicht hast du dir schon vorgenommen, besser auf dich zu achten: öfter mal eine Pause zu machen, Grenzen zu setzen oder einfach etwas nur für dich zu tun. Doch dann schieben sich die Kinder, der Haushalt und die Termine wieder dazwischen. Am Abend bist du erschöpft – oft ohne Kraft und manchmal ohne echten Wunsch.
Wenn das bekannt klingt, liegt das nicht an mangelnder Disziplin oder Schwäche. Häufig steckt etwas anderes dahinter: eine innere Blockade, ein alter Glaubenssatz oder ein Schutzmechanismus, der dir früher geholfen hat – heute aber eher bremst.
In diesem Artikel zeige ich dir sechs typische Blockaden, die ich immer wieder bei Müttern entdecke. Die Geschichten sind zwar verfremdet, doch der Kern stimmt. Vielleicht erkennst du dich in der einen oder anderen wieder – und findest am Ende besseres Verständnis dafür, warum Selbstfürsorge oft so schwer fallen kann. Und wie du Schritt für Schritt einen neuen Weg gehen kannst.
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1. Ich darf mich erst ausruhen, wenn ich genug geleistet habe
Julia verstand es selbst nicht so richtig. Sie war müde, fast immer. Schon morgens beim Anziehen dachte sie an die Wäsche, die noch in der Maschine war. Und abends, wenn die Kinder endlich schliefen, fühlte sie sich leer – aber gleichzeitig innerlich gehetzt. Als würde sie etwas vergessen haben. Als dürfe sie sich noch nicht hinsetzen.
Also stand sie wieder auf. Faltete Wäsche. Stellte die Brotdosen bereit. Und fragte sich: Warum kann ich eigentlich nie einfach mal nichts tun?
In unserem Gespräch blieb sie bei genau dieser Frage hängen. Sie versuchte zu erklären, wie es sich anfühlte, wenn sie sich ausruhte, ohne „alles geschafft“ zu haben. Es war nicht nur Unruhe. Es war etwas Tieferes – wie ein schlechtes Gewissen, vermischt mit der Angst, ihren eigenen Ansprüchen nicht zu genügen.
„Ich glaube, ich hab von klein auf gelernt, dass man erst was wert ist, wenn man was leistet“, sagte sie schließlich. Und dann wurde es still.
Der Satz hatte gesessen. Und doch: Er war nicht das Ende, sondern der Anfang. Julia fing an, sich Pausen zu erlauben. Erst fünf Minuten am Nachmittag – in der Küche, mit Kaffee und Blick nach draußen. Das schlechte Gewissen war da. Aber sie blieb sitzen. Und irgendwann dachte sie nicht mehr: Ich sollte eigentlich noch …, sondern: Ich bleib noch einen Moment.
Kennst du das? Dieses Gefühl, dass du dich erst dann ausruhen darfst, wenn du vorher genug geschafft hast?
Vielleicht kannst du dir heute eine kleine Pause erlauben – nicht als Belohnung, sondern als etwas Selbstverständliches.
2. Eigene Bedürfnisse sind egoistisch
Sandra hatte sich vorgenommen, sich sonntagmorgens Zeit für sich zu nehmen. Nur eine Stunde. Ihr Mann war einverstanden, die Kinder wären versorgt gewesen. Aber jeden Sonntag dasselbe: Statt loszugehen, blieb sie doch zu Hause. Machte Wäsche. Räumte etwa auf. Schaute, ob jemand etwas brauchte. Sie hatte sich selbst überlistet – und wusste nicht so recht, warum.
In unseren Gesprächen wurde langsam klar: Für sie war das nicht einfach „ein bisschen Me-Time“, sondern ein echter Loyalitätskonflikt. In ihrer Familie galt: Eine gute Mutter stellt sich hinten an. Immer. Ihre Mutter war so gewesen – immer da, immer für andere. Nie für sich. Und Sandra hatte das verinnerlicht: Sobald sie sich Zeit nahm, kam dieses Gefühl hoch, das sie gar nicht genau benennen konnte. Scham? Schuld? Irgendwas dazwischen.
Als sie es einmal doch wagte – zehn Minuten an die frische Luft, allein – war es ungewohnt still. Aber auch leicht. Und obwohl sie dachte, dass zu Hause in der Zeit Chaos ausbrechen würde, war es … okay. Mit der Zeit traute sie sich mehr. Das schlechte Gewissen war nicht weg, aber es wurde leiser.
Kennst du das? Dass du deine eigenen Bedürfnisse nur mit einem komischen Beigeschmack wahrnehmen kannst?
Vielleicht kannst du heute einen kleinen Moment nur für dich schaffen – und einfach beobachten, wie es sich anfühlt.
3. Ich bin es nicht wert
Nadine mochte es, anderen kleine Freuden zu machen. Für ihre Tochter kaufte sie gern ein neues Buch oder spielte noch eine Runde, obwohl sie selbst eigentlich schon müde war. Wenn jemand etwas brauchte, war sie da – zuverlässig, freundlich, aufmerksam.
Nur bei sich selbst hakte es. Ein neues Buch für sie? Kam ihr irgendwie übertrieben vor. Eine Stunde allein spazieren gehen? Schwierig. Sie konnte es sich selten erlauben, sich etwas zu gönnen – und wenn doch, fühlte es sich irgendwie falsch an. Als hätte sie etwas genommen, das jemand anderem gehört hätte.
In unserer Zoom-Runde mit drei anderen Müttern erzählte sie das zum ersten Mal laut. Und plötzlich kam da diese Erinnerung: Wie sie als Kind versucht hatte, nicht aufzufallen. Ihr großer Bruder war der Überflieger, ihre kleine Schwester oft krank. Nadine hatte früh gelernt, still zu sein, pflegeleicht. Nicht zu viel zu wollen. Nicht zu stören.
„Ich glaube, ich hab damals beschlossen, dass meine Wünsche weniger wichtig sind“, sagte sie irgendwann leise. Es war ein Satz, der lange nachklang.
Seitdem übt sie. Nicht jeden Tag. Nicht perfekt. Aber immer wieder. Manchmal ist es ein kurzer Spaziergang mit Kaffee in der Hand. Manchmal ein neues Buch – für sie. Noch fühlt es sich manchmal ungewohnt an. Aber immer weniger falsch.
Kennst du das? Dass du dich irgendwie… nebensächlich fühlst?
Vielleicht kannst du dir heute etwas Kleines gönnen – nicht als Ausnahme, sondern als freundliche Erinnerung: Du zählst auch.
4. Wenn ich loslasse, geht alles schief
Franziska war der Knotenpunkt ihrer Familie. Sie wusste, wann der Elternabend war, wo die Turnschuhe lagen und wer eine neue Zahnbürste brauchte. Sie hatte Listen im Kopf, Pläne im Blick und das Gefühl: Wenn ich’s nicht mache, macht’s keiner.
An einem Samstagmorgen wollte sie es ausprobieren. Ihr Partner hatte gesagt: „Ich übernehme das heute.“ Eigentlich ein Geschenk. Aber nach einer halben Stunde, sie lag mit einem Buch in ihrem Bett, lauschte sie in die Küche und fühlte sich … überflüssig. Sie hörte, wie jemand den Kühlschrank zu lange offen stehen ließ, wie etwas zu Boden fiel und ihr Partner einen gestresst scharfen Ton anschlug.
Sie hielt es keine Stunde aus.
Als sie mir davon erzählte, fiel ihr etwas auf: Dieses Gefühl, dass etwas Wichtiges zusammenbrechen könnte, wenn sie nicht aufpasst, das kannte sie schon lange. Als Kind war sie „die Große“. Die, die funktionieren musste, wenn ihre Mutter wieder zu spät kam oder einfach zu müde war. Lob gab’s, wenn sie den Überblick behielt. Aufmerksamkeit, wenn alles lief.
„Ich glaub, ich fühl mich nur sicher, wenn ich alles im Griff habe“, sagte sie. Und merkte: Da hatte sie etwas Wichtiges entschlüsselt.
Seitdem übt sie. Mal gibt sie den Einkauf ab. Mal das Abendessen. Manchmal klappt es. Manchmal nicht. Aber sie merkt: Die Welt geht nicht unter. Und nach einigen Wochen stellte sie überrascht fest: Es funktioniert. Auch ohne sie.
Kennst du das? Dieses leise Gefühl, dass alles zusammenfallen könnte, wenn du mal nicht aufpasst?
Vielleicht ist heute ein guter Moment, um etwas Kleines abzugeben – und zu spüren: Du darfst dich auch mal tragen lassen. Die Welt geht davon nicht unter.
5. Gefühle lieber nicht spüren
Laura war ständig beschäftigt. Nicht nur mit den Kindern, dem Haushalt, der Arbeit. Auch wenn sie eigentlich Pause hatte, war sie in Bewegung: Handy, Küche, irgendwas optimieren. Stille fühlte sich unangenehm an. Als würde dann etwas auftauchen, wofür sie keinen Namen hatte – und auch keine Zeit.
Im Programm machte sie irgendwann mit bei einer Übung: Zwei Minuten nur sitzen. Augen schließen. Atmen.
Danach schrieb sie im Forum:
„Ich dachte, ich schaff das locker. Aber es war so unangenehm. Nach ein paar Sekunden wurde mir heiß, mein Bauch wurde eng. Ich hatte das Gefühl, ich müsste gleich aufspringen. Und dann kam… keine Ahnung. Irgendwas zwischen Traurigkeit und Wut.“
Sie schrieb, dass sie sich fast erschrocken hat über das, was da auftauchte. Dass sie das Gefühl hatte, zu nah an etwas ranzukommen, was sie jahrelang weggeschoben hatte. „Ich weiß gar nicht genau, was das ist. Aber es fühlt sich ehrlich an. Roh. Nicht angenehm. Aber echt.“
Seitdem probiert sie – manchmal. Nicht regelmäßig, nicht perfekt. Manchmal geht’s, manchmal lenkt sie sich doch wieder ab. Aber sie sagt: „Ich halte es ein kleines bisschen besser aus. Und irgendwie tut es mir gut.“
Kennst du das? Dass du dich ständig beschäftigt hältst – und vielleicht gar nicht weißt, wovor genau du wegläufst?
Vielleicht kannst du heute einen kleinen Moment lang nichts tun. Nur sitzen. Und mal sehen, was sich zeigt – ohne gleich darauf reagieren zu müssen.
6. Anerkennung durchs Leiden suchen
Nina war genervt – vor allem von sich selbst. Sie wollte fair sein, partnerschaftlich, souverän. Aber irgendwie landete sie doch immer wieder in dieser passiv-aggressiven Stimmung. Ein genervter Ton, ein demonstratives Seufzen, ein schneller Satz wie: „Ist ja klar, dass wieder ich das mache.“
Im Coaching sagte sie irgendwann: „Ich versteh mich selbst nicht. Ich will das gar nicht. Ich will nicht so rüberkommen – aber es passiert einfach.“
Wir haben es gemeinsam angeschaut. Und langsam wurde klar: Nina hatte früher oft Anerkennung bekommen – für Leistung, für Einsatz, für „stark sein“. Jetzt, im Familienalltag, blieb vieles davon unsichtbar. Keine Noten, keine Beförderungen, kein Danke fürs Wachbleiben, wenn das Kind krank ist.
Und irgendwann hatte sich still eine Strategie eingeschlichen: Wenn ich zeige, wie erschöpft ich bin, kommt vielleicht jemand und sieht mich. Vielleicht fragt mal jemand, wie’s mir geht.
Was ihr dabei lange nicht bewusst war: Wenn sie jetzt wirklich gut für sich sorgen würde – also rechtzeitig Pausen machen, sich Unterstützung holen, ihre eigenen Krafttanks auffüllen – würde dieser sichtbare Beweis ihrer Belastung wegfallen. Und damit auch die (wenn auch spärliche) Anerkennung, die sie bisher manchmal dafür bekam.
Kein Wunder also, dass Selbstfürsorge sich für sie nicht einfach nach Erleichterung anfühlte – sondern fast wie ein Verrat an sich selbst.
Seit ihr das klar ist, probiert sie neue Wege aus. Sie sagt klarer, was sie braucht – nicht erst im Ausnahmezustand. Manchmal klappt’s. Manchmal nicht. Aber sie fühlt sich weniger ausgeliefert. Und sie merkt langsam: Auch in der Klarheit liegt Verbindung.
Kennst du das? Dass du dir eigentlich wünschst, gut für dich zu sorgen – und dann doch wieder kämpfst, klagst, aushältst?
Vielleicht kannst du heute einen anderen Weg wählen. Einen, bei dem du nicht erst leiden musst, um gesehen zu werden.
Wie du trotzdem liebevoll mit dir sein kannst
Diese Blockaden (oder andere, es gibt noch so viele mehr) sind keine Fehler. Sie sind alte Muster, die irgendwann einmal Sinn gemacht haben. Vielleicht haben sie dich geschützt. Oder dir geholfen, dich zurechtzufinden – in einer Umgebung, in der deine Bedürfnisse nicht viel Platz hatten.
Jetzt darfst du nach und nach neue Wege suchen.
Was helfen kann:
- Beobachte dich freundlich: Erkenne, wann du in alte Muster rutschst – ohne dich dafür zu verurteilen.
- Erinnere dich daran, was du dir wünschst: Für dich. Für deinen Alltag. Für eure Beziehung.
- Fang klein an: Es braucht keine großen Schritte. Manchmal reicht ein Moment, in dem du kurz bei dir bleibst. Und dann wieder einer ...
Eine kleine Übung zum Ausprobieren
- Wähle eine Blockade, die dich besonders getroffen hat.
- Formuliere den Satz, der für dich dazugehört – z. B. „Ich darf mich erst ausruhen, wenn alles erledigt ist.“
- Spür kurz rein: Wo fühlst du diesen Satz im Körper?
- Stell dir vor, du würdest ihn ein wenig lockern. Was wäre ein anderer Satz? Vielleicht:
„Auch wenn noch nicht alles fertig ist, darf ich trotzdem kurz durchatmen.“ - Sag ihn laut oder leise – wie eine Einladung. Und schau, wie sich das anfühlt.
Es geht nicht darum, alles umzukrempeln. Sondern darum, dir nach und nach Erlaubnis zu geben. Kleine Schritte zählen. Und du musst sie nicht allein gehen.
Bewusster leben als Mama
Wenn du merkst: Ich will nicht nur drüber nachdenken – ich will anfangen. Nicht perfekt, sondern ehrlich. Nicht für andere, sondern für mich.
Dann bist du in meinem Programm „Bewusster leben als Mama“ herzlich willkommen.
Dort findest du:
- einen ruhigen Rahmen, der dir hilft, dich selbst besser zu verstehen,
- Übungen, die in deinen Alltag passen – auch wenn er voll ist,
- und eine ehrliche Begleitung, die dich nicht antreibt, sondern dich stärkt.
Es geht nicht um Selbstoptimierung. Es geht darum, neue Wege zu finden, machbare Schritte – die zu dir passen und dich wirklich entlasten.
Und dann: hartnäckig dranbleiben. Das Programm unterstützt dich dabei.
Ich begleite dich gern.
