Warum euer Familienalltag nicht ‚normal‘ läuft – und warum das völlig okay ist
Stress, Streit, Chaos – du bist nicht allein. Warum es so oft nicht nach Plan läuft und wie du euer ganz persönliches „Normal“ finden kannst.
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Es ist 7:15 Uhr. Du müsstest eigentlich schon längst in der Küche die Brotdosen richten. Aber wenn du jetzt gehst, weint dein Kind, dass du es nicht alleine lassen sollst. „Zieh dir jetzt bitte die Hose an!“ sagst du, mittlerweile schon zum dritten Mal. Doch dein Sohn schiebt weiterhin die Hose nur hin und her und erzählt dir dabei irgendwas Unverständliches über Dracheneier. Du schaust auf die Uhr. Dir läuft die Zeit davon. In deinem Kopf kreisen die Gedanken: „Warum ist das jeden Morgen so ein Theater? Warum kann es nicht einmal einfach normal laufen?“
Beim Mittagessen möchtest du in Ruhe mit deinen Lieben zusammensitzen und erfahren, wie es in der Schule war, aber die Diskussion über das „eklige Gemüse“ eskaliert schnell und endet in Tränen oder Türenknallen. Na toll, wie sollst du deine Tochter jetzt dazu bewegen, gleich noch schnell Hausaufgaben zu machen, bevor ihr zum Training aufbrechen müsst?!
Und abends wünschst du dir nichts sehnlicher, als noch ein paar Minuten für dich alleine – endlich. Aber dein Kleinkind ist quengelig und zappelig und kommt einfach nicht zur Ruhe. In dir brodelt es.
Solche Szenen sind anstrengend. Und tief in uns wächst dieser stille Wunsch: „Kann es nicht bitte einfach einmal normal laufen?“
Was wir unter „normal“ verstehen – und warum das eine Falle ist
Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir „normal“ sagen? „Normal“ bedeutet in solchen Fällen nicht neutral oder durchschnittlich. „Normal“ bedeutet in Wahrheit: Unsere Kinder erfüllen unsere romantischen Idealerwartungen.
„Normal“ heißt: Die Kinder ziehen sich morgens ohne Widerstand an. Sie lassen sich bereitwillig in den Kindergarten oder die Schule verabschieden. Sie erzählen nachmittags freundlich und offenherzig von ihrem Tag. Sie erledigen ihre Hausaufgaben ohne Diskussion, helfen im Haushalt und behalten gute Laune. Sie reden in einem freundlichen Tonfall, hängen die Jacke an den Haken, räumen ihr Zimmer auf und kommen zum Abendessen, wenn wir sie rufen. Sie machen sich bettfertig, kuscheln kurz und schlafen dann friedlich ein – die ganze Nacht im eigenen Bett. Klingt traumhaft, oder?
Doch wenn wir ehrlich sind: Das ist nicht „normal“. Das ist ein Idealbild. Ein Bild, das wir aus vielen Quellen in uns tragen – aus unserer eigenen Kindheit, aus Erzählungen, aus Familienfilmen, aus Instagram-Familien, die scheinbar alles im Griff haben.
Das Problem ist: Solche Idealbilder sind wie Katalogfotos. Hübsch anzuschauen – aber niemand lebt wirklich so. Und trotzdem messen wir uns und unsere Liebsten jeden Tag daran. Wenn unser Kind also nicht spurt, wenn es laut wird, wenn es streitet oder sich verweigert, dann fühlen wir uns, als sei bei uns etwas nicht in Ordnung. Und die Sehnsucht nach „einmal normal“ wird immer größer.
Wenn Stress alles lauter macht
Vielleicht denkst du manchmal: „Bei anderen klappt das doch auch. Warum läuft es bei uns so oft aus dem Ruder?“
Die Wahrheit ist: Probleme tauchen nicht nur bei „schwierigen“ Kindern oder „überforderten“ Eltern auf.
Probleme tauchen immer dann auf, wenn Stress im Spiel ist. Und Stress gibt es im Familienalltag mehr als genug:
- Die Nacht war zu kurz, die Geschwister streiten schon wieder und die Brotdosen sind noch nicht gepackt.
- Du musst gleichzeitig an die Arbeit, den Arzttermin und die 10€ Bastelgeld denken.
- Dein Kind ist müde, überdreht oder voller Eindrücke vom Tag.
In solchen Momenten sind wir alle dünnhäutiger.
Wir haben weniger Geduld, weniger Empathie, weniger Flexibilität.
Und das gilt für Kinder genauso wie für uns Erwachsene.
Wenn das Nervensystem überlastet ist, reicht ein winziger Reiz, um alles kippen zu lassen:
- Ein Blick, der als Vorwurf verstanden wird.
- Ein Krümel, der auf dem falschen Platz liegt.
- Ein Geschwisterkind, das zu laut atmet.
Dann fliegen die Fetzen.
Nicht, weil etwas mit dir oder deinem Kind „nicht stimmt“.
Sondern weil das Fass einfach voll ist – und der letzte Tropfen es zum Überlaufen bringt.
In akuten Stressmomenten sind wir oft so reizempfindlich, dass jeder zusätzliche Funke zu viel ist. Dann nervt uns sogar Kinderlachen. Dann fühlt sich das Kind provoziert, durch unsere simple Frage nach seinem Tag. Da weint das Kleinkind, weil es doch lieber den blauen Becher gehabt hätte.
Und genau hier liegt eine wichtige Erkenntnis:
Überlastung macht uns alle verletzlicher.
Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zutiefst menschlich.
Die Suche nach der einen Stellschraube
Wenn es zu Hause turbulent wird, passiert fast immer das Gleiche: Wir fangen an zu grübeln.
„Was ist nur los mit meinem Kind? Liegt es daran, dass es so sensibel ist? Oder ist es vielleicht hochbegabt? Braucht es eine Diagnose? Mache ich alles falsch? Brauche ich einen neuen Erziehungsstil?“
Viele Mamas googeln bis spät in die Nacht. Sie lesen Blogs, kaufen Ratgeber, scrollen durch Foren und hören Podcasts – immer in der Hoffnung, die eine Stellschraube zu finden. Sie suchen den goldenen Tipp, der das Chaos in Ordnung verwandelt.
Und manchmal fühlt es sich kurz so an, als ob man ihn gefunden hätte.
- „Wir müssen nur konsequenter sein.“
- „Wir brauchen eine feste Routine.“
- „Ich sollte mehr Geduld haben.“
- „Das Kind braucht einfach mehr Grenzen.“
Doch ein paar Tage später ist das Problem wieder da. Vielleicht sogar noch stärker. Und dann dreht sich das Gedankenkarussell weiter: „Vielleicht war es doch die falsche Strategie. Vielleicht brauche ich noch ein anderes Konzept, noch eine andere Expertin.“
Das ist unglaublich verständlich. Denn wir wollen Sicherheit. Wir wünschen uns eine klare Anleitung, die uns sagt: Mach es so, dann läuft es.
Aber das Leben mit Kindern funktioniert nicht wie ein Handbuch. Es gibt nicht die eine Stellschraube oder das eine Konzept, das immer passt.
Die meisten Mamas spüren sehr genau, was sie und ihre Kinder brauchen
Das Überraschende ist:
Wenn ich mit Müttern arbeite und sie frage – unter welchen Umständen läuft es besser? Was macht es schlimmer? Was hilft dir oder deinem Kind runterzukommen? – dann tauchen fast immer sofort Ideen auf.
- „Wenn ich morgens zehn Minuten früher aufstehe und erst einen Kaffee trinke, bevor ich die Kinder wecke, ist der ganze Tag entspannter. Aber … ich schlafe sowieso schon so wenig. Und manchmal wacht das Kind gleich mit auf.“
- „Wenn mein Sohn nach der Schule erst mal Ruhe hat, klappt es mit den Hausaufgaben besser. Aber … an zwei Tagen ist Fußball, und seine Freunde will er auch noch sehen. Wir können die Aufgaben nicht erst spät abends machen – und ich will ihm das alles ermöglichen.“
- „Wenn wir abends kurz kuscheln, schläft meine Tochter leichter ein. Aber … oft bin ich selbst so angespannt, weil ich noch so viel zu erledigen habe, dass es dann doch nicht klappt.“
Sie wissen es. Sie spüren ganz genau, was helfen würde. Und gleichzeitig zeigt sich sofort die Komplexität des Alltags: Da sind noch andere Bedürfnisse, andere Verpflichtungen, andere Stimmen, die mitreden.
Das ist die Realität: Die Wahrheit ist nicht schwarz-weiß. Es geht nicht um den einen richtigen Weg.
Es geht um Prioritäten. Um Entscheidungen. Um das mutige Eingeständnis: Wir können nicht alles gleichzeitig – aber wir dürfen bewusst wählen.
Und genau das fällt unglaublich schwer.
Denn ein Teil in uns sagt: „Es müsste doch gehen, wenn wir uns nur ein bisschen zusammenreißen!“ Aber die Realität zeigt schmerzhaft: „So wie wir es bisher versuchen, geht es im Moment nicht.“
Das Schwierigste ist, dir selbst zu vertrauen
Die Wahrheit ist, wenn es um dich und dein Kind geht, kennst du dich mit Abstand am besten aus!
Du weißt, was deinem Kind guttut – auch wenn du dir manchmal nicht zutraust, danach zu handeln.
Du spürst, wie Situationen entspannter laufen könnten – auch wenn dein Kopf sofort mit Zweifeln kommt. Du hast bestimmt schon erlebt, dass der Alltag leichter wurde, wenn du deiner Intuition gefolgt bist – auch wenn du dich hinterher gefragt hast, ob das nicht Zufall war.
Das Schwierige ist nicht, die Antworten zu finden. Das Schwierige ist, ihnen zu vertrauen – und dir zu erlauben, entsprechende Prioritäten zu setzen.
Denn sofort meldet sich der innere Widerstand:
„So geht das bei uns nicht. Wir haben zu viele Termine, zu wenig Zeit, zu viel Chaos.“
Und ja, das stimmt: Jede Familie lebt mit anderen Rahmenbedingungen.
Aber gerade deshalb gibt es kein Patentrezept von außen.
Was Mütter entschieden haben
Ich kenne Mütter, die für sich entschieden haben: „Wir erlauben morgens zehn Minuten Spielzeit, bevor es losgeht. Danach ziehen sich die Kinder freiwillig an und der Start ist friedlicher.“
Und andere, die sagten: „Ich nehme mir morgens zehn Minuten für mich, trinke in Ruhe einen Kaffee – und dann führe ich die Kinder straff, aber mit Humor durch den Morgen. So bleiben wir im Zeitplan und die Stimmung ist trotzdem gut.“
Eine Mutter beschloss: „Nach der Schule gibt es erst eine Pause, dann die Hausaufgaben. Sonst ist mein Kind völlig blockiert.“
Und eine andere fand heraus: „Wenn wir die Hausaufgaben sofort erledigen, bevor die Müdigkeit kommt und bevor Fußball und Freunde locken, läuft es bei uns besser.“
Wieder eine Mutter sagte: „Wir haben die Hobbys reduziert, um mehr Luft im Alltag zu haben – seit dem läuft es bei uns viel harmonischer.“
Während eine andere bewusst entschied: „Mein Kind darf viele Hobbys haben, sonst ist es zu Hause unausgelastet – aber ich plane jetzt feste Ruhezeiten nur für mich ein, damit ich nicht auf der Strecke bleibe.“
Du merkst vielleicht, es gibt nicht die eine Lösung. Es gibt viele Wege – und jeder darf stimmig sein. Nicht, weil er „perfekt“ ist, sondern weil er zu genau dieser Familie passt.
Frag dich heute einmal: Was würde UNS gerade ein Stück leichter machen – auch wenn es nicht perfekt ist?
Wenn du dich dieser Frage stellst, wirst du merken: Auch du trägst die Antworten schon in dir.
Dein eigenes Normal
Vielleicht hilft es dir, dir dieses Bild vor Augen zu halten:
Stell dir vor, ihr sitzt am Abend zusammen am Küchentisch.
Es gibt kein perfekt angerichtetes Abendessen, vielleicht einfach Brot mit Käse und ein paar Tomaten.
Das Wohnzimmer ist nicht aufgeräumt, die Wäsche stapelt sich in der Ecke.
Und ja, vielleicht gab es auch Streit.
Aber dann erzählt dein Kind lachend eine Kleinigkeit aus seinem Tag, mit Schokoladenresten um den Mund, und du spürst: Es ist nicht perfekt. Aber es ist unser Leben. Und es ist gut so.
Das ist euer Normal.
Nicht das aus dem Katalog, sondern das echte, lebendige, manchmal chaotische, manchmal innige Normal. Und genau dieses Normal darfst du dir selbst erlauben.
Wenn du dir dabei Unterstützung wünschst
Vielleicht merkst du beim Lesen:
„Ja, eigentlich spüre ich, was uns guttun würde – aber im Alltag verliere ich mich in Zweifeln, Erwartungen und Verpflichtungen.“
Genau dafür habe ich mein Einzelcoaching-Angebot kreiert.
Wir nehmen uns in einem Gespräch EINE konkrete Herausforderung aus deinem Alltag vor.
Ich helfe dir, genauer hinzusehen:
- Was brauchst ihr eigentlich als Familie?
- Und wie kannst du das praktisch umsetzen – so, dass es zu euch passt?
Das Besondere: Die Antworten trägst du schon in dir.
Meine Aufgabe ist nur, dir zu helfen, sie klarer zu sehen – und den Mut zu finden, danach zu handeln.
Vielleicht hast du nach diesem Gespräch den Schwung, auch andere Situationen nach diesem Muster alleine durchzugehen und den Mut, deinen eigenen Ideen mehr zu vertrauen.
Oder du spürst: „Es tut mir gut, mich länger begleiten zu lassen und unser Leben Schritt für Schritt mehr dem anzupassen, was wirklich zu uns passt – statt dem, was man gemeinhin erwartet.“
Beides ist möglich.
Und beides ist wertvoll.
Wenn du dir diesen liebevollen, kleinen Schubs von außen wünschst, um loszugehen: Hier findest du alle Infos.
