Kinderbetreuung, Haushalt, Arbeit – Mamas müssen im Alltag so viel unter einen Hut bringen! Das gelingt doch nur mit Multitasking, oder?

Alle Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten? Das sollte man als Mutter doch hinkriegen! Meinen wir. In aller Regel funktioniert es aber nicht so richtig gut.

Am Ende des Tages fühlst du dich vielleicht einfach nur noch erschöpft. Du fragst dich, warum du, obwohl du den ganzen Tag nur am Rotieren warst, irgendwie so wenig geschafft hast. 

Und du warst mal wieder gestresst, ungeduldig und motzig mit deinen Kindern. Du warst meilenweit entfernt von der Mama, die du so gerne sein möchtest …

Stimmt da irgendwas nicht mit dir? Bist vielleicht gerade du für den Mama-Job nicht geeignet? 

Nein, du bist ganz normal. Was da nicht stimmt, ist deine Erwartung an eine ideale Mama. Die gibt es nämlich gar nicht.

Diesen Beitrag lieber als Podcast hören?

Kein Mensch auf dieser Welt „kann“ Multitasking in dem Sinne, dass er zwei (komplexe) Aufgaben gleichzeitig erledigen kann. Das geht einfach nicht. Unserem Gehirn fehlt dieses Feature. Daran ändert auch Willenskraft nichts.

Wer Multitasking betreibt, wechselt in Wahrheit sehr schnell, also in Millisekunden, zwischen Aufgaben hin und her. Das ist ineffizient, erfordert unglaublich viel Energie und stresst den Körper.

Jetzt denkst du dir vielleicht: Kann ja gar nicht sein! Ich kann sehr wohl zwei Sachen gleichzeitig machen! Ich kann zum Beispiel gleichzeitig kochen und einen Podcast hören.

Ja, das geht wirklich. Allerdings nur, wenn mindestens eine der beiden Tätigkeiten automatisiert abläuft. Dann fällt es unserem Gehirn leicht, mehrere Prozesse gleichzeitig unter Kontrolle zu halten. Das Arbeitsgedächtnis blendet die automatisierte Tätigkeit einfach aus. Sobald wir es mit mindestens zwei komplexeren Aufgaben zu tun haben, die jeweils unsere mentalen Ressourcen fordern, wird es heikel.

Es kann sein, dass wir während des Kochens mal einen Arbeitsschritt im Kochbuch nachschlagen müssen. Dann wendet das Gehirn die Aufmerksamkeit dem Lesen zu und wir bekommen nicht mehr mit, was im Podcast gesprochen wird. Wenn wir jetzt konzentriert den etwas schwierigeren Arbeitsschritt beim Kochen durchführen wollen und unser Kind kommt hereingestürmt, weil es dringend eine Ersatzpatrone für den Füller braucht, dann hast du plötzlich Stress. Es ist einfach zu viel!

Probleme, die sich durch Multitasking ergeben

1. Multitasking führt zu Leistungseinbußen

Wer Multitasking betreibt, dessen Leistungsfähigkeit sinkt laut Studien um bis zu 40 Prozent. Er bekommt weniger in der gleichen Zeit erledigt und macht deutlich mehr Fehler.

2. Multitasking macht krank

Ständiges Multitasking ist ungesund. 

Auf eine Überforderung durch zu viele Reize und Aufgaben reagiert der Körper mit einer Stressreaktion. Stresshormone werden ausgeschüttet, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, die Muskeln spannen sich an, der Blutzucker steigt. Unser Körper aktiviert alles, um die vorliegende Herausforderung zu meistern. 

Und das ist erst mal okay. Belastungsspitzen dieser Art kann unser Körper grundsätzlich gut wegstecken. Zumindest, solange es wirklich bei Belastungsspitzen bleibt und kein Dauerzustand ist. Alles kein Problem, wenn wir zwischendurch auch wieder für Entspannung sorgen. Wenn unser Alltag aber immer so aussieht, kommt es auf die Dauer zu gesundheitlichen Problemen. Unser Körper zeigt dann Symptome wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Muskelverspannungen und Reizbarkeit. Den meisten Müttern dürfte leider das ein oder andere Symptom bekannt vorkommen. Wie sieht es bei dir aus?

3. Multitasking ist Gift für Beziehungen

Dazu kommt, dass du gestresst bestimmt nicht die Mama  bist, die du eigentlich gerne wärst: zufrieden, geduldig und zugewandt. Die gewünschte Familienharmonie rückt in weite Ferne.

Wer kann schon aufpassen, dass das Nudelwasser nicht überkocht und gleichzeitig einen Geschwisterstreit mustergültig begleiten? 

Wer durch Multitasking überfordert ist, bei dem geht die Empathie flöten. Gestresst kannst du nicht mehr aufmerksam zuhören, die Haltung, Gestik und Mimik des Kindes registrieren, dich einfühlen, reflektieren, nach Win-Win-Lösungen für alle suchen.

D. h. wenn du Multitasking betreibst, setzt du die Prioritäten nicht auf eine gute Beziehung zu deinem Kind. Die erfordert nämlich, dass du dich deinem Kind immer mal wieder zu 100% zuwendest. 

Viele Kinder scheinen nie genug Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie betteln ständig um noch mehr Zuwendung der Mutter. Deins auch? Obwohl du doch schon alles gibst und ständig mit ihm spielst und machst und tust! Wirklich? Sagst du vielleicht ja zum Spiel, schielst aber auf dein Handy, oder planst in Gedanken den nächsten Arbeitstag? Das merkt dein Kind unbewusst! Alles, was es sucht, ist die „echte“ Verbindung zu dir! Das geht nicht halbherzig und nebenbei. Dann bleibt es weiterhin beziehungshungrig und geht dir auf den Keks. Fünfzehn Minuten volle Aufmerksamkeit reichen aber schon, damit ist viel getan!

4. Mit Multitasking bist du ein schlechtes Vorbild

Wenn Mama glaubt, dass es möglich sein muss, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen UND noch gelungene Beziehungen zu führen, dann glaubt das Kind das irgendwann auch. Es ist ein Glaubenssatz, der häufig unreflektiert von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Auch dein Kind wird versuchen, alles auf einmal anzugehen und wenn ihm das nicht gut gelingt, wird es an sich zweifeln. Denn alle anderen machen das ja auch.

Wenn du möchtest, dass dein Kind lernt, produktiv zu sein, sein Leistungspotenzial auszuschöpfen und gelungene Beziehungen mit seinen Mitmenschen zu führen, dann solltest du deine eigenen Multitasking-Gewohnheiten dringend analysieren.

Leb deinem Kind lieber vor, wie man konzentriert und selbstbewusst eine Aufgabe nach der anderen angeht. Wenn du das jetzt übst, dann kommt das auch deinem dich beobachtenden Kind zugute.

Jetzt fragst du dich vielleicht, wie das gehen soll?!

Raus aus dem Multitasking-Modus

Deswegen habe ich dir sieben Ansätze zusammengetragen, wie du bewusst aus dem Multitasking-Modus aussteigst und dich wieder ins Hier und Jetzt begibst.

1. Singletasking

Mach es dir zum Prinzip, grundsätzlich eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. Jetzt, wo du weißt, dass Multitasking sowieso nicht gut funktioniert, kannst du deine Erwartungen an dich selbst korrigieren. Du bist schneller und effektiver, wenn du Singletasking betreibst. Wenn du dich achtsam auf jeweils EINE Tätigkeit einlässt, schöpfst du dein volles Leistungspotenzial aus, kommst vielleicht sogar in den sehr wohltuenden Flow-Zustand.

2. Notizen machen

Sicher spuken auch dir als Mama manchmal tausend Dinge durch den Kopf, die du auf keinen Fall vergessen darfst. Das Stichwort „Mental Load“ ist in aller Munde. Wenn du gerade eine Aufgabe erledigst und gleichzeitig noch zwanzig andere Aufgaben im Hinterkopf präsent zu halten versuchst, dann sinkt auch dadurch zweifelsfrei deine Leistungsfähigkeit. Du bist dann nie wirklich ganz bei einer Sache. 

Ein einfaches Mittel ist, sich all die Dinge, die noch zu erledigen sind, aufzuschreiben und einzuplanen, wann du sie angehen wirst. Du kannst es dir auch direkt in deinen Kalender schreiben oder dir eine Erinnerung im Handy anlegen. 

Mit einem Notizbuch legst du dir einen externen Arbeitsspeicher an und entlastest dadurch deinen Kopf. Die Aufgaben sind dann natürlich noch nicht erledigt, aber zumindest entledigst du dich für die Dauer der aktuellen Aufgabe von der Sorge, etwas zu vergessen.

3. Prioritäten setzen

Dass du dir bei einer langen Liste an Aufgaben diejenigen herauspicken musst, die wichtig und dringlich sind, weil du nicht alles erledigen kannst, liegt eigentlich auf der Hand. Dennoch ist es wichtig, sich kurz die Ruhe zu nehmen, die Entscheidung, welche Aufgabe du nun konkret angehen möchtest, auch wirklich bewusst zu treffen. So gerätst du nicht in Versuchung, hektisch zwischen drei Aufgaben parallel hin und her zu wechseln. Denn wie wir jetzt wissen, ist das nicht sinnvoll. Setze also bewusst Prioritäten!

Im Mama-Alltag ist das allerdings oft nicht so einfach. Was, wenn ich mit drei Kindern zu Hause bin, die mich alle gleichzeitig mit ihren Anliegen überfallen? Von den eigenen Bedürfnissen und der To-Do-Liste sprechen wir dann noch gar nicht.

Auch beim Bedürfnismanagement in der Familie ist es wichtig, eine klare Reihenfolge zu definieren und kundzutun.

Wartet, ich kann ja nicht alles gleichzeitig machen! Erst gebe ich Clara etwas zu trinken, dann schaue ich mir mit Max die schwierige Mathe-Aufgabe an, dann spiele ich endlich mit Larissa die versprochene Runde Karten. Und dann brauche ich unbedingt mal ein paar Minuten ganz für mich und meine Tasse Tee, denn ich fühle mich langsam wirklich müde.

Wenn du so mit deinen Kindern sprichst, fühlt sich jeder gesehen, weiß, dass er drankommt, muss also nicht mehr darum kämpfen und weiß auch, wann und warum Mama nicht verfügbar ist. Das bringt Klarheit und reduziert Stress bei allen Beteiligten.

4. Wiederkehrende Routinen bewusst gestalten

Klare, wiederkehrende Routinen helfen allen Familienmitgliedern. Alle wissen, wie der Morgen, der Abend oder ein Wochentag in der Regel abläuft. Und wann Mama Yoga macht. Es muss nicht immer wieder neu um eine Entscheidung gerungen werden, die Tätigkeiten laufen irgendwann automatisiert ab und niemand fühlt sich überrumpelt, weil er eigentlich anders geplant hatte.

Wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du eure Routinen ganz gezielt so gestalten, dass sie euch als Familie guttun. Und dann bleibt deinem Gehirn genügend Kapazität für das Feuerlöschen, wenn das Lieblingskuscheltier gesucht werden oder noch schnell der Elternbrief unterschrieben werden muss. 

5. Klares Ja oder Nein statt Jein

Singletasking gilt auch für die Verbindung zu deinem Kind. Wie oft gehst du auf eine Bitte deines Kindes, sich mit ihm zu beschäftigen, halbherzig ein, bist aber mindestens in Gedanken woanders? 

Wenn es dir um eine gute Beziehung mit deinem Kind geht, dann sprich lieber ein ehrliches, klares Nein aus. Vereinbare stattdessen zum Beispiel einen Termin für später, gerne über eine begrenzte Zeit, in der du aber auch wirklich zu 100% da sein kannst. Das ist so viel befriedigender für dich und für dein Kind.

Einem kleinen Kind kannst du zum Beispiel sagen: „Nein, ich mag jetzt gerade gar nicht Einkaufen spielen. Ich wollte gerade hier staubsaugen. Pass auf, ich könnte dir jetzt EIN Bilderbuch vorlesen, dann sauge ich hier und danach gehen wir zusammen noch kurz auf den Spielplatz, da hätte ich wirklich Lust drauf. Wäre das was?

Oder zu einem älteren Kind: „Du siehst, deine kleine Schwester ist gerade richtig schlecht gelaunt, ich kann dir gerade nicht so zuhören, wie ich das gerne möchte. Ich würde so gerne alles über den Streit mit deiner Freundin in der Schule hören. Pass auf, ich frag Oma, ob deine Schwester später für eine Stunde zu ihr zu Besuch kommen kann. Dann trinken wir beide einen Kakao, setzen uns gemütlich zusammen und du erzählst es mir ausführlich. Deal?

Selbst, wenn du deine Kinder enttäuschst und sie vielleicht sogar sehr verärgert reagieren, weil du ihnen nicht sofort die gewünschte Aufmerksamkeit schenkst, ist es am Ende besser, wenn du ehrlich bist. Spiel nicht halbherzig mit deinem Kind, wenn du gar nicht magst. Das macht weder dir noch deinem Kind Spaß und tut eurer Beziehung nicht gut. Nimm dir stattdessen ganz gezielt Zeit, in der du mit deinem Kind etwas tust, was euch wirklich in echte Verbindung bringt.

6. Dringende Bedürfnisse gehen vor

Dann gibt es natürlich noch Bedürfnismomente, die einfach unvorhergesehen eintreten und die eben nicht geplant werden können. Dein Kind hat sich weh getan und braucht jetzt Trost. Die Geschwister streiten sich und können den Konflikt nicht allein lösen. Das Baby braucht eine frische Windel. Du selbst merkst, dass du erschöpft bist und dringend eine Pause brauchst.

Hier ist es wichtig, sich kurz die Prioritäten bewusst zu machen. Dringende Bedürfnisse gehen vor. Entscheide dich ganz klar, dass du jetzt diesen Konflikt begleiten möchtest, statt rüberzurufen: „Hört auf mit der Streiterei!“ und weiter den Geschirrspüler auszuräumen. 

Oder entscheide ehrlich, dass du jetzt doch nicht das geplante, aufwändige Abendessen zubereiten kannst, weil du dich erschöpft fühlst. Positioniere dich klar und tu nicht so, als könnte alles so weiterlaufen wie geplant, wenn sich die Umstände offensichtlich geändert haben.

Krisenmanagement im Singletasking-Modus erfordert die Bereitschaft, auch mal umzudisponieren, weil die Bedürfnisse der Familienmitglieder sich geändert haben.

7. Erklären und Vorleben

Wenn du vom Multitasking zum Singletasking wechselst, wird sich einiges in deinem Verhalten ändern. Über manches wird sich dein Kind vielleicht freuen, anderes wird es so richtig doof finden. Erklär deinem Kind, was du über das Multitasking gelernt hast und warum du glaubst, dass es gesünder und effizienter ist, achtsam immer nur eine Tätigkeit auszuführen.

Wenn dein Kind dich dabei beobachtet und merkt, dass du nach einiger Übung tatsächlich zufriedener, seltener erschöpft und gereizt bist, stehen die Chancen gut, dass es dir nacheifern wird.

Fazit

Letztlich ist Singletasking die ehrlichere Art zu leben. Es zwingt uns, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen. Was ist mir JETZT wichtiger: Möchte ich zuerst mein Kind trösten oder den Wäscheberg bezwingen? Soll ich zuerst den Kindergeburtstag planen oder Einkaufen gehen?

Das erfordert etwas Übung, aber ist unglaublich wohltuend für dich und die ganze Familie!

Wie geht es dir mit dem Multitasking? Merkst du, wie es dich stresst und der Beziehungsqualität in der Familie schadet? Welche Ideen hast du, um mehr Zeit im Hier und Jetzt bei nur einer Tätigkeit zu verbringen? Was hast du schon ausprobiert und mit welchem Resultat? Ich freue mich über deinen Kommentar!

zum Weiterlesen

Buchempfehlung:

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  • Devora Zack, Die Multitasking-Falle: Warum wir nicht alles gleichzeitig können*
Autorin Lena Franck

Ich bin Mama-Coach und selbst Mama dreier Kinder, die 11, 9 und 4 Jahre alt sind. Ich unterstütze Mamas dabei, sich wieder zufriedener und ausgeglichener zu fühlen, um für ihre Kinder endlich die entspannte und fröhliche Mama sein zu können, die sie sich eigentlich für sie wünschen. Denn eine zufriedene Mama ist die beste Mama, die du sein kannst!

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