Seitdem du Mama bist, hast du dich umfangreich informiert und bist fest entschlossen, dein Kind anders zu begleiten, als es in vergangenen Generationen üblich war. 

Du weißt, dass eine liebevolle, beziehungs- und bedürfnisorientierte Begleitung deines Kindes langfristig vorteilhaft ist, im Gegensatz zu Machtkämpfen, Anschreien und Konsequenzen. 

Vielleicht hast du erkannt, dass der Spruch Das hat uns schließlich auch nicht geschadet” nicht der Wahrheit entspricht. Stattdessen leidest du heute noch unter den Mustern, die dir als Kind vermittelt wurden – und das möchtest du für dein eigenes Kind vermeiden. 

Allerdings stehst du vor einer Herausforderung:
Du bist unsicher, wie du in verschiedenen Situationen mit deinem Kind umgehen sollst, um sicherzustellen, dass du alles „richtig“ machst oder zumindest keinen Schaden verursachst.

Und weißt du was? Diese Unsicherheit ist ganz normal und du bist damit ganz sicher nicht allein! 

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Was uns so unsicher macht …

1. Die Welt ist komplex

Es ist unmöglich, den Überblick über alle Zusammenhänge zwischen Ereignissen, Verhaltensweisen, Emotionen und Bedürfnissen aller Familienmitglieder zu behalten. Jeder Mama-Alltag und jeder Moment ist einzigartig und leider gibt es keine universelle Anleitung für jede Situation.

Dies kann dazu führen, dass wir uns in ungewohnten oder emotional angespannten Situationen unsicher oder überfordert fühlen. Das ist einfach so!

2. Kollision mit gesellschaftlichen Erwartungen

Viele Mütter sind zusätzlich durch irreführende gesellschaftliche Erwartungen belastet, wie sich ein gesund entwickeltes, „gut erzogenes“ Kind in bestimmten Situationen verhalten sollte.

Wenn unser eigenes Kind in einem oder mehreren Aspekten von diesen Erwartungen an ein „normales Kind“ abweicht, stellen wir schnell die bange Frage, ob wir als Eltern vielleicht etwas falsch gemacht haben, weil unser Kind anders reagiert.

Wir neigen dazu, eher uns selbst als den Wahrheitsgehalt der (häufig unbewussten) Erwartungen zu hinterfragen.

3. Fehlende Unterstützung

Wenn wir unsere Kinder bedürfnisorientiert begleiten wollen, erfordert das oft ein Umdenken und eine bewusste Auseinandersetzung mit unseren eigenen Erziehungsmustern und -überzeugungen. 

Neue Lösungsansätze finden und stets überprüfen, ob sie mit unserer eigenen Haltung übereinstimmen, kann unglaublich schwierig sein, vor allem wenn die Vorbilder fehlen und die Mehrheit der Menschen im Umfeld selbstbewusst einen anderen Ansatz verfolgt.

4. Fehlende klare Regeln

Es liegt in der Natur des bedürfnisorientierten Ansatzes, dass es keine allgemeingültigen Regeln gibt, sondern jede Familie ihren eigenen, auf die individuellen Bedürfnisse der Familienmitglieder und aktuellen Herausforderungen angepassten, Weg finden muss. 

Dennoch sind feste Strukturen innerhalb der Familie wichtig. Sie bieten Orientierung, Sicherheit und einen Rahmen für das Zusammenleben aller Familienmitglieder. 

Fehlende klare Regeln und feste Strukturen können zu Unsicherheiten und Konflikten führen. Ohne den Alltag zu organisieren, ist es noch schwieriger, den Bedürfnissen jedes Einzelnen gerecht zu werden und ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. 

Wenn wir uns das bewusst machen, können wir uns selbst und unserer Unsicherheit mit viel Verständnis und Empathie begegnen.

Lade die Unsicherheit bewusst ein!

Unsicherheit ist nichts Schlechtes; es ist okay, unsicher zu sein. Die Existenz von Unsicherheit zeigt, dass es dir wichtig ist, als Mutter einen möglichst positiven Einfluss auf dein Kind auszuüben und dein Bestes zu geben. Und das tust du auch, wenn du diesen Artikel liest, da bin ich mir sicher. 

Eins ist klar: Egal wie du dich in einer spezifischen Situation entscheidest, es gibt keine Garantie. Dein Ziel sollte daher sein, eine ausgewogene Entscheidung zu treffen und einzukalkulieren, dass diese sich im Nachhinein als Irrweg entpuppen kann. Du bist weder allwissend noch Hellseherin und kannst Entscheidungen nur nach bestem Wissen und Gewissen treffen. Es gehört zum Leben dazu, dass du später das ein oder andere bereuen wirst. 

Spielerisch sein und experimentieren

Ich möchte dich ermutigen, die Dinge spielerisch anzugehen, zu experimentieren und dabei genau zu beobachten und zu reflektieren. 

Du hast dich entschieden (egal wie). Wie fühlt sich das Ergebnis an? Welchen Effekt hat das auf die Beziehungen in der Familie? Bist du zufrieden? Welche andere Option möchtest du vielleicht das nächste Mal in einer ähnlichen Situation ausprobieren?

Das Leben deines Kindes wird nicht ruiniert, weil eine Entscheidung nicht ideal war. Was der Beziehung zwischen dir und deinem Kind schadet, ist ein ständiges Unwohlsein, weil es sich nicht gehört und nicht gesehen fühlt; ist der fehlende Mut, den Kurs zu wechseln, geschehenes Unrecht zu benennen und Wiedergutmachung zu leisten. 

Daher möchte ich dich einladen, in Zukunft weder der Unsicherheit das Feld zu überlassen und Entscheidungen aus Angst oder gar nicht zu treffen noch gegen sie anzukämpfen, ihre Existenz zu leugnen, so zu tun als wärst du die Mutter, die immer sicher weiß, was gut ist

Es hilft, sich bewusst zu machen, dass wir nicht unsere Unsicherheit sind, sondern diese nur ein Teil von uns ist. Du kannst der Unsicherheit einen Namen geben, sagen wir Lydia, und sie zum Tee einladen. Du hörst dir an, welche Sorgen sie hat, bedankst dich bei ihr und schenkst ihr Anerkennung für ihre positive Absicht, dich und dein Kind zu schützen. Aber auch die Meinungen anderer Anteile in dir lässt du zu und triffst dann eine ausgewogene Entscheidung. 

Ein Beispiel: Hausaufgaben-Streit

Dein Kind möchte keine Hausaufgaben machen. Du bist jedoch der Meinung, dass es für die Zukunft deines Kindes wichtig ist, dass es seine Hausaufgaben regelmäßig erledigt. 

Du weißt nun nicht, welcher Weg der richtige ist. Solltest du dein Kind dazu zwingen, die Hausaufgaben jetzt sofort zu erledigen? Solltest du ihm erlauben, jetzt etwas anderes zu tun und ihm das Versprechen abnehmen, dass es sich später dransetzen wird? Solltest du gar nichts tun und es dem Lehrer überlassen, auf die fehlenden Hausaufgaben zu reagieren? Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten und niemand kann vorhersagen, welche davon nachhaltig förderlich für die Zukunft deines Kindes ist.

Was fragt sich deine innere Unsicherheit, deine innere Lydia, in dieser Situation? Ob es dem Kind nachhaltig schadet, wenn du es dazu zwingst, seine Hausaufgaben zu machen? Ob dein Kind für immer darunter leiden wird, wenn du jetzt in den ersten Schuljahren nicht die richtigen Weichen stellst und ihm gute Gewohnheiten beibringst? Ob es nicht eigentlich mehr Autonomie, mehr Freizeit, mehr Zeit mit Freunden braucht und ob das nicht viel wichtiger für die Entwicklung deines Kindes ist? Ob es jetzt nicht auch einfach mal um dich und deine Bedürfnisse gehen sollte? 

All diese Zweifel versetzen dich in Stress. Und Stress ist kein guter Ratgeber bei Entscheidungen. 

Daher ist es jetzt an der Zeit, dir bewusst zu machen, dass die Unsicherheit EINE deiner Ratgeberinnen ist und nach weiteren Meinungen zu fragen. 

Jetzt meldet sich vielleicht eine fürsorgliche Stimme und sagt, dass Spannungen in eurer Beziehung gerade keine gute Basis für Hausaufgaben sind, dass sich jetzt erst mal jeder um seine Bedürfnisse kümmern sollte, du dann später in Verbindung mit deinem Kind gehen und das Gespräch auf einer anderen emotionalen Basis führen könntest. Du beschließt, dieser Stimme nachzugeben. 

Bewusst entscheiden und im Nachgang reflektieren

Vielleicht läuft dein inneres Gespräch auch ganz anders ab und du entscheidest dich für etwas ganz anderes. Das spielt hier keine Rolle. 

Jedenfalls entscheidest du dich bewusst. Und am Abend überlegst du, wie die Situation gelaufen ist. 

War es eine gute Entscheidung, die du getroffen hast? Warst du mit dem Ergebnis zufrieden? Möchtest du es das nächste Mal bei den Hausaufgaben genauso machen? Oder war alles ganz schrecklich, ihr habt euch am Ende nur angeschrien und nichts ist erledigt? Woran könnte das gelegen haben? Wie könntest du jetzt auf dein Kind zugehen, um wieder in Kontakt zu kommen? Was möchtest du das nächste Mal in einer ähnlichen Situation ausprobieren? 

„Fehler“ sind okay

Und wenn es jedes Mal nicht klappt? Schadet mein Hin und Her nicht meinem Kind? 

Unsicherheit gehört zum Leben dazu. Du kannst ruhig vor deinem Kind zugeben, dass du nicht immer genau weißt, was zu tun ist. Manchmal liegst du daneben und machst „Fehler“, die du hinterher bereust. Das ist okay. Davon geht die Welt nicht unter. 

Du kannst dich hinterher um Wiedergutmachung bemühen. Du kannst das nächste Mal einen anderen Weg einschlagen. Deswegen bist du kein schlechter Mensch. Und deinem Kind gestehst du genauso zu, sich auszuprobieren, zurückzurudern, seinen eigenen stimmigen Weg zu suchen.

Fazit

In Momenten der Unsicherheit ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es keinen perfekten Weg gibt, Mama zu sein. 

Jede Mutter und jedes Kind sind einzigartig und es gibt keine allgemeingültigen Regeln, die für alle gelten. Was zählt, ist deine Liebe und dein Engagement für dein Kind. 

Sei also geduldig mit dir selbst und erlaube dir, Fehler zu machen. Das ist ein normaler Teil des Elternseins. Vertraue dir selbst und mache das Beste aus jeder Situation. Du lernst mit der Zeit und findest heraus, was für dich und dein Kind funktioniert. 

Vergiss nicht, dass du nicht allein bist. Es gibt viele andere Mütter da draußen, die ähnliche Herausforderungen haben. Such Unterstützung in Form von Austausch mit anderen Müttern oder professioneller Hilfe, wenn nötig. Gemeinsam sind wir meistens stärker. 

Und vor allem: Vergiss nicht, dich um dich selbst zu kümmern und auf deine eigenen Bedürfnisse zu achten. Indem du gut für dich sorgst, kannst du auch besser für dein Kind da sein. 

Mach dir keine Sorgen darüber, alles „richtig” machen zu müssen. Das Wichtigste ist, dass du, egal was passiert ist, immer wieder die Verbindung zu deinem Kind suchst. Du bist eine wunderbare Mutter!

Du kennst diese beschriebene Unsicherheit nur zu gut? Gerne biete ich dir meine Unterstützung an und den Austausch unter Mamas, denen es sehr ähnlich geht wie dir! Sieh dir doch einmal das Jahresprogramms "Bewusster leben als Mama" an. Ich würde mich sehr freuen, wenn du teilnehmen möchtest!

Autorin Lena Franck

Ich bin Mama-Coach und selbst Mama dreier Kinder, die 10, 8 und 4 Jahre alt sind. Ich unterstütze Mamas dabei, sich wieder zufriedener und ausgeglichener zu fühlen, um für ihre Kinder endlich die entspannte und fröhliche Mama sein zu können, die sie sich eigentlich für sie wünschen. Denn eine zufriedene Mama ist die beste Mama, die du sein kannst!

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