Das Gefühlschaos unserer Kinder kann uns manchmal an den Rand der Verzweiflung treiben. Wir geben unser Bestes, um ihnen beizubringen, wie sie ihre Gefühle regulieren, aber oft scheint es einfach nicht zu klappen. In solchen Momenten fühlen wir uns schnell als Versagerinnen und fragen uns, was wir falsch gemacht haben.
Hier kommt die Erklärung für dieses Verhalten: Viele Kinder reagieren besonders intensiv auf Emotionen und benötigen daher mehr Zeit, um zu lernen, wie sie diese auf sozial verträgliche Weise kontrollieren können. Es liegt nicht an dir und es ist nichts falsch mit deinem Kind. Jedes Kind ist einzigartig, genau wie wir Erwachsene unterschiedliche Persönlichkeiten haben.
In diesem Beitrag möchte ich mich auf die besonderen Herausforderungen konzentrieren, denen Mamas mit besonders emotionsgeladenen Kindern gegenüberstehen. Ich möchte dir Strategien vorstellen, wie du dein Kind bestmöglich unterstützen kannst.
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Jedes Kind ist einzigartig
Die starken Reaktionen deines Kindes sind also nicht unbedingt auf Fehler deinerseits zurückzuführen. Du bist keine schlechte Mutter. Es ist normal, dass Kinder unterschiedlich auf ihre Emotionen reagieren und entsprechend unterschiedlich lange benötigen, damit umzugehen.
Es gibt sehr individuelle Ursachen von Emotionsausbrüchen bei Kindern. Zum Beispiel können sensorische Überstimulation, Entwicklungsphasen oder emotionale Belastungen dazu führen, dass Kinder leichter von ihren Gefühlen übermannt werden. Denk doch nur mal an dich selbst – du reagierst bei Stress oder Wut ja auch nicht immer so, wie du es dir wünschst, richtig?
Es ist nicht deine Schuld, wenn es deinem Kind schwerer fällt, sich zu regulieren. Und mit deinem Kind ist auch nichts falsch. Jedes Kind ist einzigartig.
Während ein anderes Kind vielleicht Förderunterricht benötigt, um lesen und schreiben zu lernen, benötigt dein Kind eben mehr Geduld und Unterstützung von der Gesellschaft, bis es lernt, seine Gefühle auf gesunde Weise zu kontrollieren.
Selbstzweifel nützen euch nicht
Selbstzweifelnde Gedanken wie “Hätte ich nicht schon früher strengere Grenzen setzen sollen?” sind verständlich, aber sie führen oft zu mehr Unsicherheit und Stress. Sie schädigen die Beziehung zwischen dir und deinem Kind und nehmen euch beiden die Sicherheit und Ruhe, die ihr braucht, um die Gefühlsstürme gemeinsam gut durchzustehen.
Leider kommt es häufig vor, dass Außenstehende auch noch Öl ins Feuer gießen. „Dein Kind braucht einfach mehr Disziplin“, „Das hätte es bei mir nicht gegeben“ oder „Das Kind tanzt dir ja auf der Nase herum“ sind nur einige Sätze, die immer wieder fallen.
Solche Kommentare können unglaublich schmerzhaft sein und unsere Scham und Unsicherheit verstärken. Aber diese Bemerkungen sind falsch und unfair. Jedes Kind hat seine eigenen Herausforderungen und benötigt individuelle Unterstützung bei der Entwicklung seiner emotionalen Regulation. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unsere Kinder bedingungslos zu unterstützen und ihnen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um ihre Gefühle zu verstehen und angemessen auszudrücken.
Strategien zur Unterstützung deines Kindes
Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, wie das nun „richtig“ geht, dein Kind bei dessen Entwicklung der Gefühlsregulation zu unterstützen. Was kannst du zum Beispiel tun, wenn dein Kind gerade einen akuten Wutanfall hat?
Umgang mit akuten Wutanfällen
Als Mutter weißt du, dass akute Wutanfälle eine große Herausforderung sind. Es ist verständlich, wenn du dich damit schnell überfordert fühlst, weil du nicht weißt, wie du reagieren sollst.
In solchen Momenten ist es wichtig, dass du für Sicherheit sorgst und abwartest, bis das Gefühlschaos abflaut. Während eines Wutanfalls ist dein Kind nicht in der Lage zuzuhören oder rationale Gespräche zu führen. Hier sind einige Strategien, die du anwenden kannst:
Du musst aber nicht nur zuschauen und abwarten. Übe mit deinem Kind, frühe Signale wahrzunehmen, wenn die zu regulierenden Gefühle gerade erst aufkeimen. Es kann sein, dass dein Kind in diesem Zustand ärgert oder provoziert, nicht kooperiert, weinerlich oder anhänglich ist, jammert, beschuldigt oder aggressiv wirkt.
Je früher du merkst, dass dein Kind sich gerade unzufrieden, eifersüchtig oder überreizt fühlt, desto erfolgreicher kannst du dein Kind unterstützen:
Emotionen benennen und darüber sprechen
Eine Strategie, die aufkeimenden Gefühle frühzeitig zu regulieren, ist es, sie zu benennen und über sie zu sprechen. Ermutige dein Kind, seine Emotionen zu beschreiben und höre ihm neugierig und interessiert zu. Gib ihm das Gefühl, dass es in Ordnung ist, solche Gefühle zu haben und dass du für Verständnis und Unterstützung da bist.
Alternative Handlungsmöglichkeiten aufzeigen
Hilf deinem Kind dabei, alternative Wege zu finden, um mit starken Emotionen umzugehen. Zeige ihm verschiedene Möglichkeiten, wie es seine Gefühle ausdrücken und diese verarbeiten kann, zum Beispiel durch Rollenspiele, Malen, Schreiben, Lego bauen oder auch durch körperliche Aktivitäten wie Sport oder wildes Herumtollen auf dem Spielplatz.
Eventuell gibt es schon etwas, was dein Kind von sich aus gerne und erfolgreich macht, um zum Beispiel nach dem Kindergarten oder der Schule herunterzukommen. Wenn ihr euch die Wirkung bewusst macht, dann kann dein Kind gezielt darauf zurückgreifen, wenn es sich entsprechend fühlt bzw. kannst du darauf achten, dein Kind dabei zu fördern.
Rituale und Strukturen zur emotionalen Regulation
Die Einführung von Ritualen und Strukturen im Alltag kann deinem Kind helfen, seine Emotionen besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen. So kannst du zum Beispiel wiederkehrende herausfordernde Situationen bewusst entschärfen.
Ein Beispiel: Abends gibt es regelmäßig „Theater“? Dann probiere mal aus, wie ein Tag vorher gestaltet sein muss, damit es besser läuft. Braucht dein Kind körperliche Bewegung an der frischen Luft? Oder darf der Tag nicht so durchgetaktet sein, damit dein Kind genug Zeit hat, um für sich allein zu spielen? Kippt nach dem Fernsehen grundsätzlich die Stimmung? Hilft es, vor dem Einschlafen, nochmal über Ereignisse und Gefühle des Tages zu sprechen? Probier es aus, werte deine Erfahrungen aus und dann stellt euren Alltag bewusst um.
Solche stützende Rituale können deinem Kind Sicherheit geben und ihm helfen, seine eigenen Emotionen besser zu regulieren.
Vorbildfunktion einnehmen und Selbstfürsorge nicht vergessen
Kinder lernen viel durch Beobachtung und Nachahmung. Indem du selbst einen achtsamen Umgang mit deinen eigenen Emotionen zeigst, kannst du eine positive Vorbildfunktion einnehmen. Zeige deinem Kind, wie du deine eigenen Gefühle regulierst und wie du mit Frustration und Stress umgehst.
Um dein Kind bestmöglich unterstützen zu können, ist es nämlich wichtig, auch auf deine Selbstfürsorge zu achten. Nimm dir Zeit für dich selbst, um deine eigenen Emotionen zu regulieren und Energie aufzutanken. Indem du gut für dich sorgst, kannst du geduldiger und einfühlsamer sein und deinem Kind ein stabiles Vorbild bieten.
Falls du bei diesen Punkten selbst noch Nachhilfe und Unterstützung brauchst, schau dir gerne mal mein Jahresprogramm „Bewusster leben als Mama“ an.
Lasst euch Zeit
Denke auch daran, dass jede Strategie Zeit braucht, um Wirkung zu zeigen. Sei geduldig und einfühlsam mit dir selbst und deinem Kind. Mit Liebe, Unterstützung und Beständigkeit wirst du deinem Kind dabei helfen, seine Emotionen besser zu verstehen und auf gesunde Weise damit umzugehen.
Ich kann leider gar nicht auf mein Kind eingehen, weil es einfach wegläuft wenn ich versucht mit ihm zu sprechen oder auf es einzugehen.
Mein Kind ist sehr emotional, und auch sehr wild.
Gezielt ein bestimmtes Thema ansprechen ist schlicht unmöglich.
Das macht es extrem schwer etwas für mein Kind zu verbessern.
Hallo AniK,
danke für deinen Kommentar! Ja, da sind Kinder wirklich sehr unterschiedlich. Ich weiß nicht, ob das bei euch so ist, aber bei manchen Kindern ist es so, dass sie schon einiges an Kritik rund um ihr Verhalten einstecken mussten. Sie wissen nach schwierigen Situationen längst, dass ihr Verhalten nicht sozial akzeptabel war, aber sie konnten einfach nicht anders. Sie schämen sich. Jetzt ist es natürlich unangenehm, wenn jemand die Situation nochmal ansprechen möchte. Es kratzt an ihrem Selbstwertgefühl, sich überhaupt nur damit zu beschäftigen. Das Kind fühlt sich dann direkt wieder in emotionaler Not. Da finde ich es dann sehr hilfreich, für das Kind bewusst ganz viele positive Momente zu kreieren und mit dem Kind zu genießen. Falls du das Gefühl hast, das könnte ein Weg für euch sein, vielleicht inspiriert dich dieser Artikel: https://www.kraftvollmama.de/beziehung-zu-deinem-kind-staerken/
Herzliche Grüße
Lena