Dankbarkeit hilft uns, unsere Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was uns gut tut.
Wenn du dich zurück in die Zeit versetzt, als du zum ersten Mal schwanger warst: Ging es dir auch so, dass du um dich herum auf einmal viel mehr Schwangere und Babys gesehen hast?
Wir richten unsere Aufmerksamkeit automatisch auf das, was uns beschäftigt.
Je mehr wir uns unseren „Problemen“ widmen, desto mehr Platz nehmen diese in unserem Leben ein. Negative Gefühle wie Ärger, Neid, Trauer, Eifersucht, Angst, Schuld oder Sorge können sich so ausbreiten.
Doch es gibt ein wirksames Gegenmittel. Indem wir bewusst dankbar für alles Positive in unserem Leben sind, können wir angenehmen Emotionen Raum geben: Zufriedenheit, Interesse, Begeisterung, Stolz und Freude.
Niemand kann zugleich schlecht gelaunt und ernsthaft dankbar sein.
More...
Dankbarkeit macht gesund und glücklich
Durch Dankbarkeit machen wir uns unseren Reichtum bewusst. Wir konzentrieren uns darauf, was wir haben und nicht auf das, was uns fehlt. Laut aktuellen Forschungsergebnissen können wir durch Dankbarkeit unser Glücksniveau deutlich steigern. Sie kann bei leichten bis mittelschweren Depressionen genauso gut wie ein Antidepressivum wirken.
Der Psychologe Robert Emmons ließ in einer Studie Probanden zehn Wochen lang ein Tagebuch führen. Während eine Gruppe notierte, wofür sie dankbar war, sollte eine zweite Gruppe aufschreiben, was nicht so gut gelaufen war und eine dritte Gruppe neutral über ihre Erlebnisse berichten.
Die Personen, die das Dankbarkeitstagebuch geführt haben, verspürten mehr Lebensfreude als die Probanden der Vergleichsgruppen. Ihre körperlichen Symptome wie Bauch-, Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen hatten sich reduziert, sie schliefen besser und trieben messbar mehr Sport.
Eine weitere Studie des Schulmediziners Paul J. Mills kam zu dem Ergebnis, dass Dankbarkeit chronischen Stress senken kann und sich positiv auf die Herzgesundheit auswirkt.
Praxis-Tipp 1: Dankbarkeitstagebuch führen
Du möchtest auch von diesen positiven Effekten profitieren? Starte einen Selbstversuch: Führe ein Dankbarkeitstagebuch, in das du jeden Abend fünf Dinge notierst, für die du an diesem Tag dankbar bist.
Du kannst dankbar dafür sein, dass du (wieder) gesund bist, dass dein Kind sich heute ganz alleine angezogen hat, dass deine Nachbarin ein Paket für dich angenommen hat oder dass sich heute die Sonne für zehn Minuten gezeigt hat, als du gerade mit den Kindern zum Spielplatz gegangen bist.
Soziale Bindungen stärken
Zeige deine Dankbarkeit. Dankbarkeit hat eine starke soziale Seite, denn wir sind oft anderen Menschen dankbar. Dadurch stärken sich unsere soziale Bindungen, die wiederum ein essentielles Element für ein glückliches Leben bilden.
Praxis-Tipp 2: Dankbarkeit zeigen
Erstelle eine Liste von Menschen, denen du gerne einmal „Danke“ sagen möchtest.
Wähle sodann jede Woche eine Person von der Liste und überlege, wie du ihr deine Dankbarkeit zeigen könntest. Gibt es etwas, mit dem du diesem Menschen eine Freude bereiten könntest?
Ein kleines Geschenk, einen selbst gebackenen Kuchen, eine Einladung zum Kaffee, einen Blumenstrauß – oder einfach eine Postkarte, auf der du ein paar liebe Worte notierst?
Die bedachte Person wird sich sicherlich freuen, du wirst dich gut fühlen und eure Verbindung wird sich vertiefen.
Vorsorge für schwere Zeiten
Hast du dir erst einmal angewöhnt, dankbar zu sein, können dich auch herbe Rückschläge nicht so schnell aus der Bahn werfen. Das Bewusstsein deines – immateriellen oder materiellen – Reichtums steigert deine Widerstandsfähigkeit und hilft dir, emotionale Tiefs auszubalancieren und so schwere Lebenskrisen oder gar psychische Krankheiten zu vermeiden.
Praxis-Tipp 3: Dankbarkeitsliste führen
Notiere dir alles, wofür du in deinem Leben dankbar bist. Das können materielle Dinge sein, deine Gesundheit, liebgewonnene Menschen oder Erlebnisse, die dich in der Vergangenheit gestärkt haben – etwa eine tolle Studienzeit, eine überwundene schwere Krankheit oder beeindruckende Reiseerlebnisse.
Lies dir diese Dankbarkeitsliste regelmäßig durch und ergänze sie. Befindest du dich eines Tages in einer schweren Krisensituation, kann dir die Liste helfen, weiterhin das Positive im Leben zu sehen. Dies wird dir Halt und Kraft geben, weiter vorwärts zu gehen und Probleme anzupacken.
Krisen die Schärfe nehmen
Steckst du in einer Lebenskrise, lässt Dankbarkeit die negativen Erlebnisse, die dich niederdrücken, natürlich nicht verschwinden. Aber du kannst eine andere Sichtweise auf diese gewinnen.
Dankbarkeit hilft akut erlebte negative Erfahrung als Phase im Leben zu akzeptieren, die zwar vorübergehend alles düster aussehen lässt, das Leben im Ganzen aber nicht infrage stellt, weil davor schöne Erlebnisse stehen (die einem niemand mehr nehmen kann) und danach wieder schöne Ereignisse zu erwarten sind, auf die man „hinarbeiten“ kann.
Praxis-Tipp 4: Dankbarkeit in Krisensituationen
Sicher bist du in deinem Leben durch schwere Zeiten gegangen oder erlebst du gar im Moment eine Krise?
Hast du in der Vergangenheit Krisen gemeistert, dann überlege, was dir hierbei geholfen hat und schreibe dir auf, warum du vielleicht für diese Erfahrung dankbar bist. Haben sich unvorhergesehene Türen geöffnet? Hast du an Lebensweisheit gewonnen? Bist du einem Menschen näher gekommen?
In einer akuten Krise hilft dir das zwar nicht weiter, weil du noch nicht weißt, wie du die Situation bewältigen wirst.
Aber vielleicht kannst du, wenn du dir über das Positive, das du aus vergangenen Krisen mitgenommen hast, klargeworden bist, auch jetzt schon etwas Positives an deiner aktuell erlebten Situation sehen? Kannst du dir vorstellen, dass sich gerade neue Chancen auftun?
Dankbarkeit und Persönlichkeitsentwicklung
Vielleicht hast du diesen Effekt im Umgang mit deinem Kind schon beobachtet: Wenn du in erzieherischer Absicht eine in deinen Augen negative Verhaltensweise deines Kindes kritisierst, kann sich dass „Problem“ verstärken.
Mahnst du beispielsweise häufig an, deine Tochter oder dein Sohn solle sich weniger aggressiv gegenüber seinen Geschwistern oder Spielkameraden verhalten, kann dies dazu führen, dass dein Kind verinnerlicht, dass es (zu) schnell seine Beherrschung verliert und damit deine Erwartungen enttäuscht.
Der Samen des Selbstzweifels ist gesät, denn das Kind fühlt sich nicht so angenommen, wie es ist. Ein Teufelskreis beginnt, indem das Kind mehr und mehr in die aggressive Rolle gedrängt wird.
Natürlich kannst du die Aggressivität deines Kindes nicht „wegdenken“. Aber du kannst dich bemühen, deinen Fokus darauf zu lenken, was dein Kind wirklich gut kann. Wenn wir die Stärken unseres Kindes sehen, betonen und fördern, dann wird sich das Kind in diese Richtung weiterentwickeln und es wird der Beziehung zwischen dir und deinem Kind gut tun.
Das gleiche Prinzip gilt auch für dich
Oft vergessen wir, dass das Gleiche für den Umgang mit uns selbst gilt. Nimmst du alles Negative an dir besonders intensiv wahr, dann wächst dieses – subjektiv – zu einem immer größeren Problem heran. Deine Selbstzweifel können sich so vermehren.
Machst du dir stattdessen klar, was dir in deinem Leben alles gut gelungen ist und auch gerade gut läuft, was du gerne und gut machst, was dir noch alles gelingen kann, dann kann dir das helfen, dein seelisches Gleichgewicht zu finden und mit Zuversicht die vor dir liegenden Herausforderungen anzugehen. Deshalb ist Dankbarkeit ein probates Mittel gegen Selbstzweifel, Niedergeschlagenheit und Zukunftsangst.
Praxis-Tipp 5: Die Stärken wahrnehmen
Notiere dir, was du an dir selbst magst. Vielleicht findest du die Farbe deiner Augen besonders schön, du weißt, dass man sich auf dich hundertprozentig verlassen kann, du bist stolz darauf, ein fabelhaftes Kind auf die Welt gebracht zu haben und vielleicht hast du in deinem Berufsleben einige Hürden erfolgreich gemeistert?
Ergänze sodann die Liste mit Tätigkeiten, die dir Freude bereiten. Vielleicht tanzt du gerne, liebst es, schöne Kleidungsstücke für deine Kinder zu nähen oder organisierst begeistert Treffen in deinem Freundeskreis?
Welche deiner Eigenschaften magst du an dir nicht? Denke kurz darüber nach: (fast) alles im Leben hat zwei Seiten!
Hältst du dich etwa für zu schüchtern? Vielleicht hat dich dies bereits vor Peinlichkeiten bewahrt. Glaubst du zögerlich und entscheidungsschwach zu sein? Nicht selten sind schnelle Entscheidungen unbedacht und übereilt. Manche Probleme lösen sich von selbst auf und ein entspanntes Abwarten schützt dich davor, Zeit und Energie zu verschwenden.
Du hast nun eine lange Liste, mit allem Positiven, was dich ausmacht.
Wenn du dir darüber klar geworden bist, was du gut kannst und gerne machst, wird es dir leichter fallen, die für dich „richtigen“ Entscheidungen im Leben zu treffen.
Dankbarkeit und ein achtsames Leben
Häufig neigen wir dazu, unser Glück in der Zukunft zu suchen: „Wenn die Kinder erstmal im Bett sind […]“, „Wenn wir endlich in den Urlaub aufbrechen […]“, „Wenn dieser Zahn erst durchgebrochen ist […]“, „Wenn wir endlich in unserem eigenen Haus wohnen […]“ oder „Wenn endlich mal wieder die Sonne scheint […]“.
Oft jagen wir immer wieder neu gesteckten Zielen hinterher, denken immer schon an den nächsten Termin oder die nächste Aufgabe.
Auf diese Weise können wir nicht unser Leben im Hier und Jetzt genießen. Uns entgehen die kleinen Glücksmomente des Alltags. Wir können aber ganz bewusst versuchen, diese Momente mit einer dankbaren Haltung wahrzunehmen.
Erst wenn du dankbar bist, kannst du dich der Erfüllung deiner Ziele widmen und gleichzeitig dein Leben im Hier und Jetzt genießen.
Praxis-Tipp 6: Innehalten und dankbar sein
Wenn dir klar geworden ist, dass du häufig das Glücklichsein auf „später“ verschiebst, kannst du damit beginnen, dich selbst bei solchen Gedanken „zu ertappen“.
Merkst du, dass du wieder einmal ungeduldig bist, in Gedanken deiner Zeit weit vorauseilst, dann stoppe dich selbst. Sage dir innerlich „Halt, du wolltest doch das Hier und Jetzt genießen?!“
Werde dir der Dinge bewusst, für die du in just diesem Moment dankbar sein kannst. Mache dir das zu einer Angewohnheit. Sie wird dein Leben bereichern.
Nimm diese Chance wahr
Es ist (eigentlich) kinderleicht dankbar zu sein – und so effektiv. Möchtest du wirklich ein glücklicheres, gesünderes und zufriedeneres Leben führen, solltest du dir diese Chance nicht entgehen lassen. Handeln musst du jetzt selbst!
Für was bist du dankbar? Ich freue mich sehr, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt.
zum Weiterlesen
Buchempfehlungen
Die mit * gekennzeichneten Buchtitel sind mit einem Amazon Affiliate-Link versehen.
- Anton A. Bucher: Psychologie des Glücks*
- John Strelecky: Wiedersehen im Café am Rande der Welt*
- Janice Kaplan, Das Glück der kleinen Dinge*
Web-Links

Liebe Lena,
danke für diesen ausführlichen und motivierenden Beitrag!
Da ich es gerne einfach mag, verbinde ich mein Dankbarkeits-Ritual mit dem Hunde-Spaziergang. Dort überlege ich mir jedes Mal 10 Dinge für die ich dankbar bin 😀
Das hebt, genau so wie du es schilderst, die Stimmung enorm.
DANKE noch mal für die tollen Tipps ?
Liebe Grüße Nicole Wendland
Liebe Nicole,
danke für diesen schönen Tipp – eine gute Idee! Wenn man sein Dankbarkeitsritual an ein bestehendes Ritual anknüpft, das man ohnehin regelmäßig ausführt (der Hund muss ja Gassi, ob es stürmt oder schneit), fällt es bestimmt leichter, das auch beizubehalten.
Liebe Grüße Lena
Hallo Lena,
ich bin dankbar dafür, dass ich zwei wunderbare Kinder habe. Jeder Moment ist bei jedem einzelnen einfach unbeschreiblch schön. Und den Moment mit beiden zu teilen und zu erleben macht mich glücklich. Auch wenn momentan viel Geschwisterstreit herrscht.
Kleine Anmerkung zum Erste-Hilfe-Kit Download: Ich wollte es eigentlich ausdrucken zum für mich aufhängen, doch leider klappte das nicht besonders gut. Ich hab nur bis zum 2. Distanzierter Blick drucken können, obwohl ich bei meinen Einstellungen schon geschaut habe ob da ein Fehler ist. Aber da ist alles in Ordnung. Vielleicht kannst du mir da irgendwie weiter helfen??
Freue mich auf weitere Impulse von Dir!
Liebe Grüße Manuela
Liebe Manuela,
herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Ja, es ist wirklich eine fabelhafte Idee, sich das Erste-Hilfe-Kit auszudrucken und aufzuhängen!
Leider kann ich dir über die Distanz mit dem Druckproblem nur schwer weiterhelfen. Bei mir ist es so, dass das Dokument zunächst so groß ist, dass es nicht auf eine Seite passt. Bei den Druckeinstellungen stelle ich deshalb die Größe auf 50%. Dann habe ich das ganze Dokument auf einer Seite und es ist trotzdem noch gut lesbar. Ich hoffe, das hilft dir irgendwie weiter?
Ich freue mich sehr, dich als neue Leserin gewonnen zu haben und hoffe, dein Leben mit deinen zwei wunderbaren Kindern noch mit dem ein oder anderen Text bereichern zu können.
Ganz liebe Grüße und alles Gute dir
Lena