Du fühlst dich in deiner aktuellen Situation unzufrieden? Jetzt ist es an der Zeit herauszufinden, was dich stört und wie du etwas ändern kannst.

Erzählst du einer Freundin, Mutter oder Arbeitskollegin, dass es dir gerade nicht so gut geht und dich alles irgendwie nur noch stresst, wirst du unzählige Ratschläge ernten. Etwa „Lass doch einfach mal was im Haushalt liegen.“, „Ich kenne da ein tolles Nahrungsergänzungsmittel.“, „Triff dich doch mal mit anderen Müttern in deiner Situation.“ oder „Leg dich doch einfach mit hin, wenn dein Kind Mittagsschlaf macht.“.

Derartige Tipps sind gut gemeint. Sie können vielleicht erste Hilfe bieten, wenn du dich einem Zusammenbruchs nahe fühlst. Was du aber wirklich brauchst, sind Änderungen in deinem Leben. Nur so kannst du auf Dauer deine Situation verbessern und zufriedener sein. Welche Änderungen du brauchst, kann dir kein Außenstehender sagen. Du kannst es nur herausfinden, indem du selbst dein Leben betrachtest.

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Bei einer Selbstreflexion zerlegst du eine dich belastende Situation in ihre Einzelteile und nimmst diese kritisch unter die Lupe – alles mit dem Ziel, notwendige Änderungen zu erkennen.

Aber wie kann das funktionieren? Lass uns dies gemeinsam an einem Beispiel durchgehen.

Sandra ist Mutter von Anton, einem bald vierjährigen Jungen. Sie fühlt sich seit geraumer Zeit gestresst und ausgebrannt. Ihr Alltag besteht aus einer langen Reihe von Machtkämpfen mit ihrem Sohn. 

Es beginnt regelmäßig bereits morgens. Sie muss zur Arbeit, ihr Sohn in den Kindergarten. Während sie unter Zeitdruck steht, trödelt Anton beim Anziehen, Frühstücken, Zähneputzen, Schuhebinden usw. Sie bittet freundlich, macht Versprechungen, schimpft, straft, macht Druck – wenn sie endlich im Auto auf dem Weg zur Arbeit ist, fühlt sie sich erschöpft. Sie zweifelt an ihren Fähigkeiten als Mutter. 

Sie sehnt sich nach einem Wundermittel, das Anton dazu bringen könnte, die Morgenroutine mit Elan und Freude auszuführen.

1. Schritt: Analysiere deine Situation

In einer Selbstreflexion analysierst du die von dir als schwierig empfundene Situation. Du überlegst, was dir zu schaffen macht. Zerlege das Problem in seine Einzelteile. Vermeide zunächst Bewertungen. Was denkst du in der Situation? Was fühlst du? Wie gehst du bislang mit der Situation um? Was tust du genau? Wie bist du eigentlich in diese Lage gekommen?

Sandra überlegt, was sie an der morgendlichen Situation stört. Sie hasst es, unter Zeitdruck zu stehen, und es liegt ihr gar nicht, zu nörgeln und zu drohen. Sie möchte mit ihrem Sohn viel lieber fröhlich gestimmt in den Tag starten.

Wenn mal wieder nichts läuft, wie es soll, fragt sie sich, wie sie Anton dazu bringen kann, zu gehorchen. Schließlich muss sie pünktlich zur Arbeit kommen. Anton scheint das gar nicht zu interessieren. Sie grollt ihm deshalb.

Sie überlegt: Als ich noch in Elternzeit war, konnte ich viel geduldiger mit Anton umgehen. Der Stress und die täglichen Drucksituationen stellten sich erst mit dem Wiedereinstieg in den Job ein.

2. Schritt: Spiele mit alternativen Blickwinkeln

Um die Situation klarer zu sehen, hilft es oft, einen Schritt zurückzutreten. Was denken andere über dich und die Situation? Was würdest du einer Freundin sagen, wenn sie dir eine solche Situation schilderte?

Außerdem kann es hilfreich sein, sich in die Personen zu versetzen, die an deiner schwierigen Situation beteiligt sind. Wie fühlen sich diese? Was sind ihre Motive? 

Wenn Sandra kurz darüber nachdenkt, wird ihr klar, dass sie nicht die einzige mit solchen Problemen ist. Antons bester Freund Ben wurde neulich im Schlafanzug im Kindergarten abgegeben. 

Wäre sie ihre eigene gute Freundin, würde sie sich selbst einfach in den Arm nehmen. Dann würde sie sagen: „Was du alles leistest, ist doch Wahnsinn. Und Anton ist noch nicht mal vier Jahre alt. Du kannst nicht erwarten, dass alles reibungslos funktioniert. Aber ich verstehe, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst und es dir zu schaffen macht.“

Auch Antons Blickwinkel leuchtet Sandra ein. Ihr wird klar, dass er sich fremdbestimmt fühlt. Er ist noch müde und würde viel lieber spielen, als sich anzuziehen. Er fühlt sich von ihr gegängelt.

3. Schritt: Überprüfe deine Erwartungshaltung

Welche Erwartungen hast du? Wie sind diese entstanden? Entspricht das Idealbild, nach dem du strebst, deinen Werten oder hast du es dir von außen auferlegen lassen? Was sind eigentlich deine Werte? Was motiviert dich? Helfen wissenschaftliche Erkenntnisse, deine Erwartungen realistischer zu gestalten?

Sandra erwartet von Anton, dass er sieht, wie sehr sie unter Druck steht. In Situationen, in denen es wirklich darauf ankommt, möchte sie, dass Anton sich Mühe gibt. Sie nimmt schließlich umgekehrt genauso in für Anton schwierigen Situationen auf ihn Rücksicht. Sie weiß, dass er sich schon alleine anziehen, vernünftig essen, Zähne putzen kann usw. 

Warum also reißt er sich nicht einfach zusammen und kooperiert? Sandra informiert sich über die für Antons Alter typische Entwicklung. Ihr wird klar, dass Anton weder das nötige Zeitgefühl besitzt noch die Fähigkeit, sich emphatisch seiner Mutter gegenüber zu verhalten. Ihre Erwartungen waren zu hoch angesetzt.

4. Schritt: Setze notwendige Veränderungen in Gang

Du hast dich mit deiner Situation, deinem Denken, Handeln und Fühlen und deiner Erwartungshaltung, deinen Werten und Idealen auseinandergesetzt. Du hast dich und deine Bedürfnisse dadurch besser kennengelernt und verstanden.

Darauf aufbauend kannst du nun Strategien entwickeln, um zu ändern, was dich stört. Es kann hilfreich sein, mit dem neu gewonnenen Wissen Freunde und Familie zu befragen. Oder informiere dich mithilfe von Ratgebern, dem Internet, Coaching etc. über alternative Herangehensweisen.

Wenn du das Gefühl hast, den passenden Ausweg für deine Situation gefunden zu haben, wird dich das motivieren, die Änderungen anzugehen. Du weißt dann, was du brauchst und kannst in großen Schritten deiner Zufriedenheit entgegenlaufen.

Für Sandra steht fest, dass sie Anton nicht mehr für sein Handeln am Morgen verantwortlich machen will. Sandra überlegt, wie sie zukünftig mit der Situation umgehen soll.

Sie fragt andere Mütter, wie sie dies handhaben, sie recherchiert, sie bespricht sich mit ihrem Mann und ihren Kollegen. Ihr wird klar, dass sie etwas Grundlegendes verändern will. 

Ihre Lösung sieht so aus, dass sie sich und Anton morgens so viel Zeit lässt, wie sie brauchen. Sie spricht mit ihrem Chef und handelt flexiblere Arbeitszeiten aus. Sie darf später ins Büro kommen und gegebenenfalls liegen gebliebene Arbeit mit nach Hause nehmen. 

Durch die neue Situation ist Sandra morgens nicht mehr so angespannt. Anton darf sich Zeit lassen. Mutter und Sohn geraten nicht mehr so schnell in Konflikt. Sandra staunt, dass sie in der Regel trotzdem das Haus nicht später verlassen als zuvor. 

Wenn sie jetzt in der Arbeit ankommt, ist sie gut gelaunt, selbstbewusst und voller Energie für ihren Arbeitstag.

Falls du dir jetzt sagst: Flexiblere Arbeitszeiten? Wie unrealistisch, mein Chef würde da nie mitmachen! Dann kann das natürlich sein. Vielleicht überrascht er dich aber auch. In jeder Situation, in jeder Familie, können sich andere Änderungen anbieten, um auf Probleme zu reagieren.

Sei offen auch für unkonventionelle Lösungen: Vielleicht hilft es Rita, wenn sie ihren Sohn gleich mit Kindergartenkleidung für den nächsten Tag schlafen gehen lässt, Mona steht jetzt mit ihrer Tochter immer eine halbe Stunde früher auf, Lara bittet ihren Mann um stärkere Unterstützung am frühen Morgen und Helene kürzt ihre wöchentliche Arbeitszeit um ein paar Stunden, bis Klein-Ida ein paar Jahre älter ist.

Versuche, dich frei zu machen von Empfehlungen, Ratschlägen und Erwartungen anderer. Die Lösung deiner Freundin muss nicht deine sein – quäle dich nicht mit Vergleichen. Es geht nur um deine Familie, eure Persönlichkeiten und Bedürfnisse, euren Alltag und eure Möglichkeiten. Ihr seid anders und dürft das sein.

Jetzt bist du dran

Probiere es doch einfach mal aus. Denke an eine Situation, die dich belastet. Analysiere sie gründlich und umfassend. Suche nach alternativen Blickwinkeln und überprüfe deine Erwartungshaltung. Stelle dir selbst so viele Fragen, wie dir einfallen. Alles kann wichtig sein. So wirst du Experte für deine Probleme. Versuche, dein eigener bester Freund und Ratgeber zu sein.

Du lernst, warum du handelst, wie du handelst. Und kommst auf Ideen, wie du ändern kannst, was dich stört. Je häufiger du dich in der Selbstreflexion übst, desto einfacher wird sie dir fallen.

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Mein Anliegen mit KraftvollMama ist es, dich dabei zu unterstützen, über dich nachzudenken, Problemlagen zu analysieren und Änderungen umzusetzen, die du für notwendig hältst.

Du erhältst Anregungen, zu welchen Aspekten deines Lebens du Selbstreflexion betreiben kannst. Ich konfrontiere dich mit gängigen gesellschaftlichen Praktiken und Erwartungen und deren Folgen. So kannst du selbstbestimmt überlegen, ob du dich diesen beugen möchtest oder nicht.

Ich möchte dich mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft vertraut machen, die uns in unseren Überzeugungen irritieren und zum Nachdenken anregen.

Du selbst bestimmst, was dir hilft!

Was sind deine Erfahrungen: Hat dir Selbstreflexion schon einmal weitergeholfen? Hinterlasse mir einen Kommentar. Ich freue mich sehr.

Wie du durch Selbstreflexion dein Leben grundlegend veränderst
Autorin Lena Franck

Ich bin Lena Franck, 41 Jahre alt und selbst Mutter dreier Kinder. Als Mama-Coach helfe ich Müttern, im Familienalltag gelassen und selbstsicher zu sein, sodass sie ihr Leben mit ihren Liebsten endlich genießen können, statt nur zu meckern und zu schimpfen – denn eine zufriedene Mama ist das größte Geschenk für die Entwicklung eines jeden Kindes!
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