2015 lag die statistische Geburtenrate in Deutschland bei 1,5 Kindern je Frau. Dies ist der Höchststand seit 1982. 

2015 lag die statistische Geburtenrate in Deutschland bei 1,5 Kindern je Frau. Dies ist der Höchststand seit 1982.

Die geringe Kinderdichte in Deutschland hat zur Folge, dass immer mehr Menschen unsicher, teilweise überfordert sind, sobald sie selbst Eltern werden.

Die geringe Kinderdichte in Deutschland hat zur Folge, dass immer mehr Menschen unsicher, teilweise überfordert sind, sobald sie selbst Eltern werden.

Warum?

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Bis vor dem Ersten Weltkrieg hatte eine Frau in Deutschland durchschnittlich knapp 5 Kinder, einige also sogar noch mehr, andere aber auch weniger.

Kaum ein Mädchen wurde groß, ohne dass es die Möglichkeit hatte, beiläufig die Rolle als Mutter zu erlernen und einzuüben.

Kaum ein Mädchen wurde groß, ohne dass es die Möglichkeit hatte, beiläufig die Rolle als Mutter zu erlernen und einzuüben.

Es mangelte nicht an Gelegenheiten zu beobachten, wie Erwachsene mit Säuglingen umgehen. Ganz selbstverständlich passten die Mädchen (aber sicher auch die Jungen) auf ein Nachbarbaby, den kleinen Cousin oder das eigene jüngere Geschwisterkind auf.

Es mangelte nicht an Gelegenheiten zu beobachten, wie Erwachsene mit Säuglingen umgehen. Ganz selbstverständlich passten die Mädchen (aber sicher auch die Jungen) auf ein Nachbarbaby, den kleinen Cousin oder das eigene jüngere Geschwisterkind auf.

Ganz anders heute

Während das Wissen über den Umgang mit Säuglingen und Kindern früher von Generation zu Generation weiter gegeben wurde, scheint es heute, als müssten wir Mütter das Rad neu erfinden.

Zum Antritt unserer Mutterschaft wissen viele von uns kaum etwas von all den Problemen, die es beim Großziehen der Kinder natürlich schon immer gegeben hat.

Zum Antritt unserer Mutterschaft wissen viele von uns kaum etwas von all den Problemen, die es beim Großziehen der Kinder natürlich schon immer gegeben hat.

Wir haben oft nur stereotype Vorstellungen von Babys und Kleinkindern, die sich mehr aus Werbung und Spielfilmen als aus dem echten Leben speisen. Uns fehlt es an Erfahrung und damit auch am distanzierten Blick, der uns manches gelassener nehmen ließe.

Als Ersatz erhalten heute – leider nicht genug  – Frauen einen Crashkurs durch Nachsorge-Hebammen, die sie in den ersten Wochen zu Hause besuchen. Danach bleiben uns noch die Ratgeberliteratur, Elternkurse und das Internet, das wir zurate ziehen, sobald ein Problem auftaucht.

Das kann natürlich in schwierigen Situationen helfen, weil wir so zumindest einen Zugang zur Theorie erhalten. Jedoch kann dies nicht das ständige Beobachten und Einüben der Mutterrolle ersetzen, wie es unsere Großmütter noch erlebt haben. Uns fehlt die Vorbereitung. Wir wissen nicht, was uns wirklich erwartet.

Schimpansenmütter und Menschenmütter

Primatenforscher haben untersucht, unter welchen Bedingungen Schimpansenmütter sich „kompetent“ verhalten, d.h. so für ihr Kind sorgen, dass es gut gedeiht und später sozial erfolgreich agiert.

Dies ist bei einer Affenmutter gegeben, wenn sie ihr Kind pflegt, sich gerne mit ihm beschäftigt sowie geduldig und feinfühlig auf die Signale des Affenbabys eingeht.

Welche Affenmütter waren in diesem Sinne besonders erfolgreich?

Neben den Erfahrungen, die eine Schimpansin in ihrer Kindheit mit der eigenen Mutter gemacht hat und dem Grad der Unterstützung durch das soziale Netzwerk hat sich herausgestellt, dass vor allem Übung im Umgang mit Säuglingen den Unterschied macht.

Junge Schimpansen und Erstlingsmütter haben häufiger Schwierigkeiten, sich „kompetent“ zu verhalten.

Hat eine Schimpansin keine Möglichkeit, in ihrer Kindheit und Jugend mit Schimpansenbabys zu spielen, so weiß sie später in der Regel nicht wie sie mit ihrem eigenen Baby umgehen soll – sie vernachlässigt oder misshandelt es sogar.

Beim Menschen finden sich deutliche Parallelen.

Beim ersten Kind fühlen wir uns häufiger gestresst, wir wissen nicht recht, was das Baby gerade braucht.

Auch bei uns Menschen steigt die Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Baby, wenn wir vorher bereits üben konnten, z. B. beruflich bedingt oder bei der Versorgung jüngerer Geschwister.

Wer sind die „entspannten“ Mütter in deinem Umfeld?

Ich habe vor allem als Erstlingsmutter immer bewundernd auf Mütter geblickt, die ich die „entspannten“ Mütter nannte. Ihnen schien alles so leicht von der Hand zu gehen, sie blieben immer ruhig und wachten nicht so nervös über das Befinden ihres Sprösslings wie ich.

Bedenkt man die genannten Ergebnisse der Forschung über Schimpansen, dann liegt es sehr nahe, dass es „geübte“ Mütter waren, die ich beobachtet hatte. Vielleicht hatten sie jüngere Geschwister, hatten eine Zeit als Au-pait in einer Familie im Ausland verbracht oder waren schon „Mehrfachmamis“.

Und auch an mir konnte ich bemerken, wie sich beim zweiten Kind mehr und mehr diese gewisse und von mir so bewunderte Entspanntheit einstellte. Endlich. Und ganz automatisch.

Beim ersten Kind brauchst du die Hilfe der Nachbarin, beim zweiten Kind schaffst du es alleine und beim dritten Kind hilfst du selbst der Nachbarin mit dem ersten Kind.

Wie ist das bei dir?

Du gehörst sowieso schon eher zu den „entspannten“ Müttern? Du konntest genug Erfahrungen sammeln? Dann kannst du dich freuen, dass du nicht mit den Problemen mangelnder Erfahrung zu kämpfen hast.

Du fühlst dich betroffen? Auch du hast nicht genug Umgang mit Säuglingen und kleinen Kindern gehabt und fühlst dich heute oft gestresst, manchmal überfordert?

Was nützt dir diese Erkenntnis?

Ich plädiere für ein gesundes Selbstmitgefühl. Wenn du die Umstände erkennst und dir die Zusammenhänge klarmachst, dann weißt du, dass du einen vergleichsweise schweren Start hattest.

Du hast bei der Erziehung deines Kindes eine höhere Hürde zu nehmen als andere.

Alles ist für dich Neuland. Du musst erst lernen, wie du am besten auf die Signale deines Kindes eingehst.

Du bist  überrascht, was es bedeutet, einen Säugling vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zu pflegen? Wie stark doch die Gefühlsausbrüche eines Kindes im Trotzalter sein können? Wie du reagieren sollst, wenn dein Kind seine Hausaufgaben nicht erledigen will?

Du musst dich mit jeder neuen Phase deines Kindes erst neu orientieren. Dir fällt es schwerer als anderen einzuschätzen, was du von deinem Kind in welchem Alter erwarten kannst, wovor du es schützen musst, wie du es am besten unterstützen kannst.

Sei also nachsichtig mit dir selbst, wenn du dich bei neu aufkommenden Problemen schnell gestresst fühlst. Du kämpfst weiter und gibst dein bestes. Darauf kommt es an!

Nimm Unterstützung an

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Was dir – genau wie den Schimpansinnen – helfen kann, ist ein soziales Netzwerk, das dich unterstützt und dich in harten Zeiten auffängt. Nimm daher jede Gelegenheit wahr, Familienbande, Freundschaften und deinen Bekanntenkreis zu pflegen. So fällt es dir leichter, um Hilfe zu bitten und Unterstützung zu erhalten. Du musst es nicht alleine schaffen.

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Wie sind deine Gedanken zu dem Thema? Hast auch du die Erfahrung gemacht, dass erfahrenere Mütter häufig entspannter sind? Ich freue mich über deinen Kommentar.

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Verheerende Folgen der eringen Kinderdichte in Deutschland
Autorin Lena Franck

Ich bin Lena Franck, 41 Jahre alt und selbst Mutter dreier Kinder. Als Mama-Coach helfe ich Müttern, im Familienalltag gelassen und selbstsicher zu sein, sodass sie ihr Leben mit ihren Liebsten endlich genießen können, statt nur zu meckern und zu schimpfen – denn eine zufriedene Mama ist das größte Geschenk für die Entwicklung eines jeden Kindes!
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  1. liebe lena, danke für diesen tollen und ausführlichen artikel. ich selbst habe keine kinder, aber ich kann mich durch deinen artikel und durch freunde die bereits kinde haben in diese lage hineinversetzen. es ist bei gott nicht alles einfach und man wächst mit jedem kind mehr rein. es ist alles ein lernprozess, genauso wie bei vielen anderen dingen. gerade für werdende mütter ist es hilfreich zu wissen, dass sie auf die eigene mutter, nachbarin oder freundin zurück greifen können und nicht ganz allein dastehen.
    gllg karolina
    https://kardiaserena.at

  2. Liebe Lena,
    ich denke da hast du recht. Vor allem Mädels mit viel Erfahrung in der Kindererziehung gehen später viel gelassener mit dem Thema Kinder um. Ob sie jetzt schon welche haben, oder ob es nur die Planung betrifft.
    Mir ist aufgefallen, dass diejenigen, die aus einer großen Familie stammen, oder ältere Geschwister mit Kindern haben, auch früher über Kinder aktiv nachdenken. Es sich also wirklich vorstellen können jetzt schon Kinder zu bekommen und nicht nur in einer unbestimmten Zukunft. Vielleicht hängt das mit deinen Beobachtungen zusammen…
    Liebe Grüße,
    Leni 🙂
    http://www.sinnessuche.de

    1. Liebe Leni,

      oh ja, diesen Aspekt finde ich sehr interessant. Es kann wirklich gut sein, dass das miteinander korreliert und mit ein Grund ist, warum das durchschnittliche Alter der Frauen beim ersten Kind immer weiter steigt…

      Danke und liebe Grüße
      Lena

  3. Liebe Lena,

    was für ein toller Artikel. Mit Mitte zwanzig bin ich in einem Alter in dem es eigentlich nicht ungewöhnlich ist, schwanger zu werden und das erste Kind zu bekommen. Und trotzdem denke ich immer wieder, wenn ich höre dass es bei jemandem soweit ist „Wow, wie krass!“

    Werde ich gefragt, ob ich Kinder haben will sage ich meist, dass das eher nicht zu meinem Lebensplan gehört. Ich habe nämlich überhaupt keine Ahnung, ob ich das überhaupt schaffen würde. Ich habe noch nie ein Baby auf dem Arm gehabt oder auch nur von nahem gesehen. Da ich keine jüngeren Geschwister habe und auch in meinem näheren Bekanntenkreis noch niemand schwanger ist, ist das eine komplett fremde Welt für mich.

    Und auch wenn es natürlich schön ist, dass wir als Frauen die Wahl haben, ob wir Kinder wollen oder nicht, finde ich es schade, dass man kaum die Chance hat zu üben, bis man dann selbst Mutter ist. Trotzdem schön zu wissen, dass ich nicht alleine mit diesen Unsicherheiten bin und andere es trotzdem schaffen. 🙂

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Liebe Jana,

      das hast du sehr schön beschrieben. Es ist toll, dass wir heute die Wahl haben Eltern zu werden. Aber es scheint die Zahl der jungen Frauen (und Männer) zu steigen, die Unsicherheiten im Bezug auf das Elternsein haben. Und das ist doch schade. Es wäre einfach etwas dagegen zu tun, indem man z.B. Schulkinder mehr in den Kindergartenalltag einbringt oder ähnliches. Aber es ist auch nur ein Faktor unter vielen. Und ja, es ist trotz allem zu schaffen 🙂

      Liebe Grüße
      Lena

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